CLARITY

Hintergrund

Der Klimawandel hat besonders auf städtische Regionen einen starken Einfluss. Durch dichte Bebauung bilden sich sogenannte „Hitzeinseln“ in Städten. Aufgrund des Klimawandels wird sich dieser Effekt in Zukunft noch verstärken. Ein vermehrter Zuzug an Menschen bedeutet auch einen vermehrten Baubedarf. Damit ist die Gefahr einer weiteren Versiegelung des Stadtgebietes groß, denn die Hitzespeicherung würde damit weiter verstärkt werden.

Urbane Hitzeinseln sind jedoch besonders für Kinder, kranke und ältere Menschen eine große gesundheitliche Belastung. Die zu erwartenden Klimagefahren müssen daher aufgezeigt und nach Möglichkeit verringert werden.

Eine der möglichen Maßnahmen ist eine intensivere Durchgrünung der Stadt. Grünflächen wirken wie natürliche Klimaanlagen. Vor allem entlang heißer Straßenzüge und Plätze hat Begrünung einen positiven Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung.

EU-Projekt CLARITY 

CLARITY steht für „Integrated Climate Adaptation Service Tools for Improving Resilience Measure Efficiency“. Es ging also darum, sogenannte Klima-Services besonders für jene Organisationen zu entwickeln, die sich mit Stadt- und Raumplanung beschäftigen. Klima-Services bieten eine Hilfestellung für Stadtplaner*innen, um den künftig stattfindenden Klimawandel in europäischen Städten zu analysieren und die damit verbundenen Auswirkungen zu verringern. 

An CLARITY beteiligten sich von 2017 bis 2020 17 europäische Partner*innen unter der Leitung der
Austrian Institute of Technology GmbH (AIT). Neben Neapel (Italien), Jönköping und Stockholm (Schweden) ist Linz eine von vier Städten, für die detaillierte CLARITY Expertenstudien zu unterschiedlichen Fragestellungen durchgeführt wurden. In Linz wurde dabei ein besonderes Augenmerk auf das Thema städtische Überwärmung gelegt.

Ziel des Projekts im europäischen Maßstab

Das Ziel war die Entwicklung eines anwender*innenfreundlichen Internet-Portals als Klima-Service für europaweite Analysen. Die negativen Effekte des Klimawandels (Hitzebelastung, Starkregenereignisse, Hangrutschungen, Sturmschäden) sollten verständlich dargelegt und optimierte Maßnahmen für das jeweilige Gebiet vorgeschlagen werden. 

Worum geht es in Linz?

Der Fokus für Linz lag auf der Darstellung der Wirkungen von Klima-Anpassungsmaßnahmen, die die städtische Hitzebelastung mindern sollen (Boden-Entsiegelung, Begrünung und Baumpflanzung, Dach- und Fassadenbegrünung).

Dabei wurden für Sommer- und Hitzetage für bestimmte Stadtgebiete Mikrosimulationen durchgeführt. Diese zeigen auf, welche Entwicklung in diesen Gebieten mit und ohne Anpassungsmaßnahmen zu erwarten wäre und somit die Wirksamkeit geplanter Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen dargestellt. Maßgeblich für die Beurteilung ist hierbei nicht die Lufttemperatur (die ja im Schatten und in der Sonne gleich ist), sondern die so genannte Strahlungstemperatur. Dies ist jene Temperatur, welche von den Menschen tatsächlich empfunden wird (gleiche Lufttemperaturen wirken beispielsweise im Schatten kühler als bei direkter Sonneneinstrahlung). 

Simulationsergebnisse für Linz

In Linz wurden Simulationen für die Altstadt, einen innerstädtischen Baublock mit Hof im Bereich Goethestraße/Schubertstraße und für die Tabakfabrik erstellt. 

Die Mikrosimulationen für die Linzer Altstadt zeigen, dass beispielsweise eine Baumreihe an der Westseite des Hauptplatzes die mittlere Strahlungstemperatur am Hauptplatz um bis zu 12°C reduzieren könnte. 
 

Abb. 1: Altstadt – Fiktive Anpassung: Begrünung des Hauptplatzes (Mikroklima-Simulationen: AIT)

Darstellung der Vergleichssimulation der Linzer Altstadt als 3D-Modell mit beziehungsweise ohne fiktiven Baumpflanzungen am Hauptplatz und am Tummelplatz

Abb. 2: Altstadt – Simulierte mittlere Strahlungstemperatur ohne und mit fiktiver Begrünung des Hauptplatzes – Tagesmittelwert in Bodennähe über 24 Stunden

Draufsicht der Linzer Altstadt als Vergleich mit bzw. ohne Baumpflanzungen. Die simulierte mittlere Strahlungstemperatur ist im Bereich der fiktiven Baumpflanzungen niedriger

Abb. 3: Vertikaler Schnitt durch die Altstadt – simulierte mittlere Strahlungstemperatur ohne und mit Begrünung des Hauptplatzes (Blick nach Süden)

Darstellung der Simulation mit einem vertikalen Schnitt durch die Linzer Altstadt – die mittlere Strahlungstemperatur in Bodennähe ist durch fiktive Bäume niedriger, oberhalb der Dachflächen höher

Im innerstädtischen Baublock ergeben sich im Vergleich zwischen der mittleren Strahlungstemperatur mit und ohne fiktiver Begrünung im Hof Unterschiede von bis zu 15°C, in den tagsüber teilweise bereits durch Gebäude beschatteten Straßen unter den Baumreihen Unterschiede von bis zu 9°C.

Abb. 4: Fiktive Hof- und Straßenbegrünung eines innerstädtischen Baublocks (Goethestraße/Schubertstraße)

Darstellung der Vergleichssimulation einer fiktiven Begrünung eines innerstädtischen Baublocks als 3D-Modell ohne und mit Begrünung (mit Bäumen und Bodenentsiegelung im Hof und Baumpflanzungen entlang der straßenseitigen Süd- und Ost-Fassaden)

Abb. 5: Simulierte mittlere Strahlungstemperatur eines innerstädtischen Baublocks ohne und mit fiktiver Hof- und Straßenbegrünung - Tagesmittelwert in Bodennähe über 24 Stunden

Draufsicht der Hof- und Straßenbegrünung eines innerstädtischen Baublocks als Vergleich ohne bzw. mit Begrünung. Die simulierte mittlere Strahlungstemperatur ist im Bereich der fiktiven Begrünung im Hof und an der Fassade niedriger.

Abb. 6: Vertikaler Schnitt durch den Baublock – simulierte mittlere Strahlungstemperatur ohne und mit Begrünung des nördlichen Hofes und der Straßen (Blick nach Westen)

Darstellung der Simulation mit einem vertikalen Schnitt durch den innerstädtischen Baublock – die mittlere Strahlungstemperatur in Bodennähe ist durch fiktive Begrünung niedriger

Schlussfolgerungen des Projekts

Generelle Wirkungen von Anpassungsmaßnahmen 

  • Entsiegelung und Begrünung führt durch Verdunstung von Bodenfeuchtigkeit zu Kühlungseffekten. 
  • Beschattung durch Pflanzen reduziert die Strahlungstemperatur. Oberflächen nehmen weniger Sonnenlicht auf und Gebäude haben weniger Kühlungsbedarf. 
  • Die Luftqualität wird verbessert, da Pflanzen natürliche Schadstofffilter sind und durch Absorption des Blattwerkes Lärm reduzieren.
  • Pflanzen fördern die körperliche und geistige Gesundheit.

Straßen- und Platzgestaltung: Entsiegelung, Begrünung, Baumpflanzung 

  • Bepflanzung ist besonders entlang breiter Straßen und großer Kreuzungsbereiche wichtig, weil sie starker Strahlung ausgesetzt sind.
  • Süd- und Westfassaden erhitzen sich durch dauernde Sonneneinstrahlung verstärkt, was durch Pflanzen von Bäumen oder Fassadenbegrünung verringert werden kann.

Höfe: Entsiegelung und Begrünung 

  • Viel Sonnenlicht bei Tag und starke Abkühlung bei Nacht sind in großen Höfen ein Problem. Bäume gleichen diesen Effekt aus.
  • Bäume zu pflanzen ist in kleinen Höfen nicht zu empfehlen. Durch hohe und dichte Baumkronen kann kein guter Luftaustausch stattfinden, weshalb die Luft in der Nacht weniger abkühlt.
  • Jedes Grundstück sollte eine unversiegelte Fläche besitzen, da offenporige Flächen die Versickerung von Regenwasser ermöglichen und durch die Verdunstung lokale Kühleffekte erreicht werden.

Dach- und Fassadenbegrünung 

  • Fassaden und Dachbegrünung führen zu Beschattung und wirken wie natürliche Klimaanlagen für Innenräume.

Straßenorientierung

  • Ost-West-orientierte Straßen werden am längsten besonnt, wobei während der heißesten Mittags- und Nachmittagszeit die Sonne im steilsten Winkel strahlt. Baumpflanzungen bringen eine maximale Verbesserung. Drehen der Straßenorientierung um 45° (NW–SO bzw. SW–NO) bringt die besten Beschattungsergebnisse für das Straßennetz insgesamt.

Mehr Informationen

EU-Projekt CLARITY
Englischsprachige Projekt-Website mit Informationen und Downloads

Hilfe für Städte im Kampf gegen den Klimawandel – Stadt Linz und AIT Austrian Institute of Technology stellen neue digitale Lösungen und Maßnahmen gegen Klimagefahren vor
Medienservice vom 10.09.2020

Zwischenergebnisse aus dem EU-Projekt CLARITY - Präsentation vom 17.09.2019 anlässlich des Informationsabends „Linz im Klimawandel" (PDF, 3,5 MB)

KLIMALINZ – Start der Entwicklung eines digitalen Unterstützungstools für eine klimagerechte Planung
Medienservice vom 12.01.2022. Das Projekt KLIMALINZ baut auf den Erkenntnissen des Projekts CLARITY auf. 

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