Medienservice vom: 28.02.2023

Pilotprojekt „Community Nursing“ erfolgreich gestartet Stadt Linz zieht positive Bilanz

  • Versorgungsangebot für ältere Generation spürbar verbessert 

Linz ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und diese Entwicklung hält weiter an. Aktuelle Auswertungen der Linzer Stadtforschung zeigen, dass die Bevölkerungsmarke von 212.000 Linzer*innen schon bald erreicht sein wird. Gleichzeitig werden die Menschen auch immer älter. Die strukturelle Veränderung der Angebotslandschaft für Ältere und Betagte ist für die Stadt Linz daher weiterhin eine zentrale Herausforderung. Die Stadt Linz bietet für ältere Menschen, die Pflege und Betreuung benötigen, ein breites Spektrum an Leistungen an. Mit rund 1.200 Pflegeplätzen in städtischen und beinahe 800 in nicht-städtischen Senior*innenzentren ist derzeit eine Vollversorgung bei der stationären Pflege gesichert. Mit den drei städtischen und den privaten Tageszentren gibt es darüber hinaus Einrichtungen für Seniorinnen und Senioren, die noch zu Hause wohnen, tageweise aber Pflege und Betreuung benötigen. Für eine optimale Betreuung und Pflege der älteren Generation wird es künftig jedoch eine noch größere Vielfalt an Angeboten, die mehrere Abstufungen hinsichtlich der Unterstützungsintensität bieten, brauchen. 

Mit dem Sozialprogramm 2021 hat die Stadt unter anderem auch die Etablierung der Seniorenzentren Linz (SZL) als Netzwerkzentren beschlossen. Ein erster wichtiger Schritt zur Umsetzung dieses Konzepts wurde im vergangenen Jahr mit dem Pilotprojekt „Community Nursing“ gesetzt. Seit 1. Juli 2022 ist das Projekt in Vollbetrieb, jeweils zwei Community Nurses sind an drei Standorten im Einsatz und etablieren die Senior*innenzentren als Pflegekompetenzzentren in den Stadtteilen Franckviertel, Kleinmünchen und Dornach/Auhof. Als erste Anlaufstelle und Expert*innen für alle Fragen rund um Gesundheit und Pflege sind sie ein wohnortnahes, niederschwelliges Angebot für Menschen mit Pflegebedarf, ihre Angehörigen sowie alle interessierten Personen bereits vor Eintritt der Pflegebedürftigkeit. Ziel ist es, eine stationäre Heimaufnahme durch frühe Intervention hinauszuzögern.

„Die bestmögliche pflegerische Versorgung der älteren Bevölkerung ist ein Kernpunkt in der Linzer Sozialpolitik. Dafür stellen wir als Stadt eine Vielzahl an Leistungen zur Verfügung, zum Beispiel eine hohe Dichte an mobilen Diensten sowie moderne Senior*innenzentren in allen Stadtteilen. Mit Community Nursing können wir einen weiteren Beitrag zur wohnortnahen, niederschwelligen und bedarfsorientierten Versorgung älterer Linzerinnen und Linzer leisten. Die Community Nurses wurden in die bestehenden Strukturen der Senior*innenzentren eingebettet und tragen wesentlich dazu bei, dass Menschen so lange wie möglich gesund und gut zu Hause leben können“, erklärt Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing. 

Was ist eine Community Nurse?

Erstmals in Linz gestartet wurde das Projekt „Community Nursing“ Mitte März 2022 im Seniorenzentrum Franckviertel mit zwei diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger*innen als erste Community Nurses. Zeitversetzt nahmen auch in den Seniorenzentren Kleinmünchen (15.4.2022) und Dornach/Auhof (1.7.2022) je zwei neue Mitarbeiter*innen ihr Arbeit als Community Nurses auf.

Community Nurses (CN) sind Gesundheits- und Krankenpflegepersonen des gehobenen Dienstes mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung. Sie arbeiten im bestehenden System eingebettet und sind eine zentrale Anlaufstelle für Fragen und Aktivitäten in Bezug auf Pflege und Gesundheit. Zudem fungieren sie als wichtige Drehscheibe – sie vernetzen und koordinieren Klient*innen mit anderen Pflege- und Gesundheitsdienstleister*innen, etwa mit Tageszentren, Seniorenclubs, Heimkrankenpflege, Heimhilfe, Kurzzeitpflege und Reha-Einrichtungen. 

Das Angebot richtet sich insbesondere an Personen, die noch keine mobilen Dienste oder andere Angebote von Pflegeeinrichtungen in Anspruch nehmen.

Hauptzielgruppe sind über 75-jährige, zu Hause lebende Menschen mit oder ohne Pflege- und Betreuungsbedarf mit bevorstehendem oder vorhandenem Informations-, Beratungs-, Pflege- und/oder Unterstützungsbedarf in pflegebezogenen und gesundheitlichen Belangen.

Weitere Zielgruppen sind pflegende und betreuende Angehörige, Personen, die einen präventiven Ansatz zum Thema gesund und selbstbestimmt alt werden verfolgen sowie Menschen, die von Isolation und Einsamkeit betroffen, sozial bedürftig, non-compliant oder multimorbid sind.

Monitoringbericht zum Projekt „Community Nursing“ 

Die drei Standorte mit je zwei Community Nurses starteten zeitversetzt zwischen Anfang März und Juli 2022. Seit dem Projektstart wurden mehr als 1000 Kontakte mit Klient*innen dokumentiert. Es ist in den jeweiligen Stadtteilen gelungen, das Angebot der Community Nurses sichtbar zu machen. Vor allem aufgrund seiner Niederschwelligkeit und Kostenfreiheit wird das neue Angebot sehr gut angenommen. 

Von den Zielgruppen bisher am häufigsten genutzt werden die Möglichkeiten präventiver Hausbesuche und telefonischer Beratung. Das Angebot, ohne Termin in die Sprechstunden (werktags 8 bis 12 Uhr) zu kommen, wird hingegen weniger in Anspruch genommen. Die Kontaktaufnahme erfolgt meist über Zuweisung anderer Institutionen – z.B. Entlassungsmanagements der Krankenhäuser, Beratungsstellen, Ärzt*innen. Es zeigt sich auch, dass hauptsächlich Menschen, die bereits von Versorgungsproblemen betroffen sind, das Angebot aufsuchen. Auf einen präventiven Ansatz wird daher künftig besonderes Augenmerk gelegt. Ziel ist es, in der Bevölkerung die Bewusstseinsbildung für Gesundheitspräventionsmaßnahmen in der Pflegevorsorge zu verbessen. Menschen sollen bereits vor Eintritt der Pflegebedürftigkeit erreicht bzw. Angehörige früh für das Thema Pflege und Betreuung sensibilisiert werden. 

Mit „Community Nursing“ ist es gelungen, das Angebot in der Versorgung älterer Menschen noch weiter zu verbessern und stationäre Heimaufnahmen durch frühe Intervention hinauszuzögern. Auch die Senior*innenzentren in den Stadtteilen profitieren davon. Sie werden dadurch stärker als Kompetenzzentren und Anlaufstellen wahrgenommen, in denen Betroffene in allen Fragen zu Gesundheit und Pflege rasche und unbürokratische Information und Unterstützung erhalten. Einen wesentlichen Beitrag leisten die Community Nurses auch als zentrale Drehscheibe und „Wissensplattform“ für das vielfältige – aber oft unübersichtliche – Angebot an Institutionen und Initiativen in der Landeshauptstadt. Es ist bereits gut gelungen, mit allen Playern in Verbindung zu sein und die Community Nurses als Stelle zu etablieren, an der alle Fäden zusammenlaufen. 

Weniger ist das noch bei den Hausärzt*innen gelungen, die das Potenzial der Community Nurses noch nicht in allen Projektregionen erkannt zu haben scheinen. Ebenso erweist es sich als schwierig, Interesse für gesundheitsfördernde Maßnahmen bei der Zielgruppe der über 75jährigen zu wecken. Aktive Senior*innen haben nur geringe Motivation, sich mit einer möglichen Pflegebedürftigkeit auseinanderzusetzen, weil man ja noch „fit“ sei. Ein Veranstaltungskatalog für das Jahr 2023 soll hier unterstützend wirken, gleichzeitig wird die Zielgruppe für diese Maßnahmen auf jüngere Personenkreise, die sich in öffentlichen Veranstaltungen interessierter zeigen, erweitert. 

Neu gestartet wurde mit Februar 2023 eine gezielte Gesundheitsinformationsarbeit der Community Nurses der Stadt Linz auf den Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram. 

Gesundheitsziele

  • Hauptfokus des Projektes liegt auf Familiensystemen, die bereits von Pflege betroffen sind. Diese werden bereits gut erreicht und können geeignet unterstützt werden. Oft können umfassende gesundheitspräventive Maßnahmen eingeleitet werden, obwohl der ursprüngliche Bedarf der Kontaktaufnahme ein anderer war.
  • Gerade die Niederschwelligkeit (auch Anonymität beim Erstkontakt, wenn gewünscht) – ohne Terminvereinbarung oder „Antrag“ – sowie die Kostenfreiheit des Angebots stellt Chancengleichheit sicher. Es zeigt sich auch besonders hoher Bedarf bei Personengruppen mit wenig Geld. Gesundheitsfördernde Maßnahmen: hier liegt großes Potenzial, mit den oben erwähnten Hindernissen – derzeit wenig Bewusstsein für die Bedeutung der Gesundheitsvorsorge und wenig Interesse, wenn noch keine Pflegebedürftigkeit eingetreten ist.
  • Community Nurses sind wichtige Gestalter*innen des sozialen Zusammenhalts in den Stadtteilen, die in vielfältigen Kooperationen mit allen formellen und informellen Playern initiativ werden und nachhaltige Strukturen aufbauen.
  • Community Nurses kooperieren einerseits mit Gesundheitswissenschafter*innen (z.B. PROGES), aber auch mit der ÖGK für Angebote wie z.B. Bewegungsangebote, Sturzprophylaxe.
  • Das Projekt wird von der FH OÖ wissenschaftlich begleitet. Dadurch wird eine Wirkungsanalyse entwickelt und durchgeführt.

Hintergrund zum Pilotprojekt

Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Pflege hat die Umsetzung von 150 Pilotprojekten zu Community Nursing in Österreich vorgesehen. Von 21. Oktober bis 2. Dezember 2021 konnten Städte, Gemeinden und Sozialhilfeverbände einen Förderantrag für die Umsetzung von Community-Nursing-Projekten stellen. Die Stadt Linz hat sich in Kooperation mit den städtischen Senior*innenzentren an der Ausschreibung beteiligt und erhielt Anfang Februar 2022 die Zusage zu diesem Projekt. Die Förderung des Pilotprojekts mit zirka einer Million Euro erfolgt aus Mitteln der Europäischen Union. Seit Herbst 2022 begleitet die Fachhochschule das Pilotprojekt wissenschaftlich und erstellt ein Wirkungscontrolling für die neuen Dienstleistungen der Community Nurses.

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Vizebürgermeisterin Karin Hörzing zum Thema Entwicklung und Stand des Pilotprojektes „Community Nursing“ in den Linzer Stadtteilen Kleinmünchen, Dornach/Auhof und Franckviertel)

Weitere Gesprächspartner*innen:
Mag. Robert Ritter-Kalisch, Geschäftsführer Linzer Seniorenzentren 
DGKP Andrea Kellner, BA, MHPE, Community Nurse Seniorenzentrum Dornach/Auhof

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