Medienservice vom: 08.05.2025 |Fotos zur Meldung

Der Linzer Radhighway: Pedalritter erobern den Osten Der Radweg Lederergasse - neue Lebensader für den Wirtschaftsstandort Linz

Grafik: Stadt Linz

Radweg Lederergasse

Länge 1.500 m 

  • Abschnitt 1 (umgesetzt)
    Begegnungszone zwischen Pfarrplatz und Prunerstraße 
    Fahrradstraße zwischen Prunerstraße und Kaisergasse 
    3 bis 3,5 m breiter Zweirichtungsradweg zwischen Kaisergasse und Honauerstraße 
  • Abschnitt 2 
    3 bis 3,5 m breiter Zweirichtungsradweg zwischen Honauerstraße und Petzoldstraße 

Wirtschaftlich fest im Sattel 

Linz ist bekanntermaßen eine sehr wirtschaftsstarke Stadt. Rund 192.000 Arbeitsplätze gibt es aktuell. Darüber hinaus haben von den Top 100 umsatzstärksten Unternehmen Oberösterreichs 25 ihren Sitz in Linz. Alleine die Digitale Meile zwischen Hafen und Tabakfabrik beherbergt heute mehr als 110 IT-Firmen mit 3.000 Mitarbeiter*innen. Ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass insbesondere im Osten der Landeshauptstadt der Wirtschaftsmotor so richtig brummt.
Kein anderer Stadtteil entwickelt sich aktuell so dynamisch wie der Linzer Osten. Auch nach der Fertigstellung des neuen Donauparkstadions und der Linz-Zentrale von XXXLutz prägen dort weithin sichtbar Baukräne das Stadtbild. Das Quadrill mit 3.000 Arbeitsplätzen und knapp 200 Wohnungen und die neuen Zentralen von Dynatrace und MIC wachsen im wörtlichen Sinne aus dem Boden, die Apple-Tochter DMCE zieht in ihren neuen Standort beim Hafen ein. Das Schlachthofareal, die Petzoldstraße sowie die Wohnanlage Sintstraße haben ebenfalls enormes Entwicklungspotential. Entscheidend für einen künftig erfolgreichen Mix aus Wohn- und Wirtschaftsraum ist dabei der Bereich der Mobilität.

Auf Initiative des Linzer Mobilitätstressorts fasste der Gemeinderat der Stadt Linz daher bereits im Dezember 2022 einen Grundsatzbeschluss für ein Mobilitätskonzept Linz Ost. Dieses befindet sich aktuell in der Finalisierungsphase und wird noch vor dem Sommer dem Gemeinderat vorgelegt. Parallel dazu ist die Weiterentwicklung auch in der Linzer Fahrradstrategie verankert. Demnach sollen bis 2032 insgesamt 18 Prozent aller Wege innerhalb der Stadt mit dem Rad zurückgelegt werden. 

Mobilität im Linzer Osten neu denken

Essenzieller Teil des neuen Mobilitätskonzepts ist im Speziellen ein Schlüssel-Straßenstück der Landeshauptstadt: die Lederergasse. Sie führt auf einer Länge von etwa 1,6 Kilometern vom Pfarrplatz bis zur Mühlkreis-Autobahn. Die Straße ist nach den früher hier ansässigen Handwerksbetrieben benannt. An der Lederergasse befinden sich vorrangig Mehrfamilien-Wohnhäuser. Im Bereich zwischen Pfarrplatz und Herbert-Bayer-Platz ist sie eine mittelalterliche schmale Gasse, die deshalb keine bzw. nur geringfügige bauliche Veränderungen zulässt.
Danach ist sie wesentlich breiter. Die Wohngebäude und öffentlichen Gebäude im westlichen Bereich werden ab der Holzstraße von Gewerbebetrieben abgelöst. Die Straße wird zwischen der Quergasse und der Holzstraße von den Buslinien 26 und 27 befahren, wobei drei Bushaltestellen (Lüfteneggerstraße, Lederergasse bzw. Holzstraße) bestehen.

Erfolgreicher erster Teilabschnitt

Nach einem Allparteienbeschluss erfolgte die Umsetzung des ersten Teils des „Radhighways“ zwischen Kaisergasse und Honauerstraße. Nun ist mit April 2025 die bauliche Umsetzung des zweiten Teils der Lederergasse bis zur Petzoldstraße gestartet. „Der bestehende Abschnitt wurde gut angenommen. Um einen entsprechenden Lenkungseffekt zu erzielen und auch um die rasante wirtschaftliche Entwicklung im Linzer Osten verkehrlich zu bewältigen, brauchen wir Verlagerungseffekte auf den öffentlichen Verkehr und den Rad- und Fußverkehr. Damit ist der weitere Ausbau der Strecke von entscheidender Bedeutung“, erläutert Mobilitätsreferent Vizebürgermeister Martin Hajart.

Damit dieser Stadtteil im Verkehr nicht erstickt, brauche es begleitende Maßnahmen und zukunftsorientierte Lösungen. Hajart: „Mir ist aber stets wichtig, dass diese nicht über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg realisiert werden, sondern im Einvernehmen mit bzw. unter Berücksichtigung aller Stakeholder.“ Die Bürgerinnen und Bürger seien daher im Rahmen von Workshops und Bürgerbeteiligungsveranstaltungen in die Erstellung des Verkehrskonzept Linz Ost mit einbezogen worden. Die Unternehmen der Lederergasse wurden im Sommer 2023 erstmals von der WKO Linz-Stadt informiert und zu einer Informationsveranstaltung eingeladen.

„Nur durch gebündelte Maßnahmen, also den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Stärkung der aktiven Mobilität und gezielte Lenkungsmaßnahmen für den motorisierten Verkehr werden wir die Verkehrssituation im Linzer Osten in den Griff bekommen“, ist Hajart überzeugt.

Kein „Parkplatzraub“

Den von manchen so gerne ins Spiel gebrachte Wegfall von Parkplätzen durch den Bau des Radweges hält Hajart entgegen: „Der Beschluss des ersten, bereits realisierten Bauabschnittes erfolgte durch alle Fraktionen im Stadtsenat. Es wäre sinnlos, das Projekt nun halbfertig zu lassen. Außerdem schaffen wir als Ausgleich im Nahbereich zur Lederergasse zusätzliche Parkplätze und es sind im Umfeld auch reine Bewohnerparkplätze (so genanntes Anwohnerparken) geplant.“

Konkret läuft gerade der Praxistest, dass in der Wenglerstraße künftig auch geparkt werden kann. Hier können zusätzlich rund 20 PKWs parken. Die Wenglerstraße ist relativ eng und ein Parken war bislang nicht erlaubt (lediglich Halten).

Im Jahr 2026 erfolgt die bauliche Umsetzung eines bereits fertig ausgearbeiteten Projekts in der Leibnitzstraße, wobei durch eine Straßenraum-Umgestaltung Längsparker in Schrägparker umgewandelt werden. Hier besteht ein Potenzial von knapp 10 zusätzlichen Parkplätzen bzw. könnten auch Bäume gepflanzt werden.

Darüber hinaus werden Ausgleichsmaßnahmen durch Kurzparkzonen in Kombinationen mit reinen Bewohnerparkplätzen (so genanntes Anwohnerparken) in folgenden Bereichen geschaffen:

  • Lüfteneggerstraße/Kaisergasse (Befragung durchgeführt)
  • Bereich zwischen Gruberstraße-Lederergasse-Leibnitzstraße

Relevante Wirtschaftsachse

Entscheidend ist die neue Radachse aber nicht nur für die Anrainer sondern vor allem für die vielen Wirtschaftsbetriebe im Linzer Osten. Etwa die IT-Schmiede Dynatrace, die aktuell kräftig investiert und einen siebenstöckigen Zubau zum bestehenden Firmengebäude an der Petzoldstraße direkt neben der Mühlkreisautobahn errichtet.

„Die direkte Anbindung über den Radhighway ans Zentrum stärkt den Mobilitätsmix und attraktiviert den Standort. Das freut alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gerne mit dem Rad zur Arbeit fahren“, sagt Veronika Leibetseder, Dynatrace Global Vice President Workplace Experience. 

Für die wachsende Anzahl an Radpendlern gibt es bei Dynatrace neben 20 Duschen auch einen großräumigen Radkeller, bestens ausgestattete Servicestationen sowie Trockenschränke für Gewand und Ausrüstung. „Alle Fußgeher und Radfahrer werden jährlich mit 220 Euro Wertgutscheinen für lokale Betriebe belohnt.  Wer sich für öffentliche Verkehrsmittel entscheidet, bekommt das österreichweite Klimaticket von Dynatrace. Mittlerweile verzichten rund 75 Prozent der Linzer Dynatracerinnen und Dynatracer am Weg zur Arbeit auf das Auto“, erklärt Leibetseder.

Sozialer Radweg

Positiv sieht man die neue Linzer Radlachse auch beim B7 Fahrradzentrum, das seinen Standort in der Tabakfabrik hat. „Die neue Radachse in der Lederergasse bringt für das B7 Fahrradzentrum in Linz nicht nur eine Verbesserung der Infrastruktur, sondern ein starkes Signal für nachhaltige Mobilität und sichere Wege – sowohl für unsere Kund*innen als auch für unsere Mitarbeiter*innen. Als Verein, der sich seit über 40 Jahren für soziale Integration und umweltfreundliche Mobilität engagiert, sehen wir im Ausbau der Radverbindungen eine wichtige Unterstützung unserer täglichen Arbeit“, erläutert B7-Geschäftsführerin Ulrike Würzburger. Das B7 stehe für ressourcenschonende Mobilität, berufliche Qualifizierung und soziale Teilhabe. Würzburger: „Mit der neuen Achse wird unser Standort nun noch besser erreichbar – das stärkt nicht nur den Radverkehr in der Stadt, sondern auch unsere Vision von einem sozialen und ökologischen Linz.“
„B7 Arbeit und Leben“ wurde 1984 von Mitarbeiter*innen der Diözese als Arbeitslosen-initiative B7  in der Bischofstraße 7 gegründet, um Arbeit suchenden Jugendlichen einen Raum für Orientierung und Arbeit zu bieten. Seither ist der Verein gewachsen und wird heute als unabhängige, gemeinnützige Institution geführt.

Heute beschäftigt „B7 Arbeit und Leben“ zirka 50 Mitarbeiter*innen und 10 Transitarbeitskräfte, die in verschiedensten Projekten – von der Beratung über das Arbeitstraining bis hin zu Seminarenveranstaltungen – tätig sind.

Göttliche Umbaupläne

Spirituelles Zentrum in dem pulsierenden Stadtteil ist die Pfarrkirche St. Severin. Der Radweg in der Lederergasse wird vor der Kirche (vorerst) nicht baulich ausgeführt, sondern in der dort bestehenden Nebenfahrbahn geführt. Dies deshalb, weil zwischen Stadt Linz und der Pfarre ein gemeinsamer Prozess zur möglichen Gestaltung dieses Bereiches vereinbart wurde. 

In Überlegung steht, dass der Kirchenvorplatz gestalterisch mit der Nebenfahrbahn verbunden und gestalterisch aufgewertet wird. Denkbar sind auch vorerst mobile bzw. provisorische Elemente.

Die Umsetzung liegt vor allem auch in den Händen von Helmut Wagner vom Seelsorgeteam der Pfarrgemeinde St. Severin. Dieser leitet den Diskussionsprozess zur Frage, wie sich die Pfarre an der Idee eines „Severinparks“ in Zusammenhang mit dem neuen Radweg Lederergasse beteiligen will. Wagner: „Dabei soll in erster Linie geklärt werden, ob und wie die Grünfläche vor der Kirche St. Severin zusammen mit der Nebenfahrbahn zur Lederergasse ein aufgewerteter Raum werden könnte, der sowohl kirchlich als auch öffentlich genutzt werden kann.“

Urbane Mobilität – eine Frage der richtigen Mischung

Harald Frey ist Verkehrswissenschafter, Senior Scientist an der technischen Universität Wien und war ein Vordenker bei der verkehrsplanerischen Projektbegleitung der Umgestaltung der „MAHÜ“ (Mariahilfer Straße), der größten österreichischen Einkaufsstraße. Er beschäftigt sich mit den großen Mobilitätsfragen. Wie kann eine Stadt, in die täglich 100.000 Menschen pendeln, die Verkehrsströme so lenken, damit die Belastung für die Bewohner möglichst gering ist.

Dafür braucht man verschiedenste Ansätze. Jahrzehntelang wurden die Straßenräume vieler Städte überwiegend als Transiträume für den Autoverkehr gestaltet und Fußgänger und Radfahrer auf Restflächen verbannt. Auf die Abwertung ihres Lebensumfeldes antworteten viele Bewohner mit der Stadtflucht. In der Zwischenzeit haben viele Städte nicht nur in Europa aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und Maßnahmen zur Rückgewinnung öffentlicher Flächen und zur Reduktion des Autoverkehrs umgesetzt. 

Wie etwa auch Linz, wo Martin Hajart mit dem autofreien Hauptplatz, der Begegnungszone Domgasse oder der Verkehrsberuhigung der Südlichen Landstraße wichtige Akzente setzt. Ganz ohne Autos geht es aber auch im urbanen Umfeld nicht. Vizebürgermeister Martin Hajart legt ein Hauptaugenmerk auf der Erhöhung der Lebensqualität, immer aber auch mit Blick auf die Vereinbarkeit mit dem Wirtschaftsstandort. „Unser Anliegen ist es, die Gesamtheit der Mobilitätsbedürfnisse abzudecken, dementsprechend bauen wir beispielsweise die Radinfrastruktur aus, dürfen aber dennoch den Autoverkehr nicht vernachlässigen, sondern müssen diesen in verträgliche Bahnen lenken. Denn viele Menschen sind trotz allem auf Autos angewiesen“, so Hajart. 

Fakt ist, die Bevölkerung in der Innenstadt wächst, das führt zu Nutzungs- und Flächenkonflikten zwischen den Verkehrsteilnehmern. Aktives Mitgestalten der Bevölkerung in Form von Partizipation wie etwa bei diesem Klimaachsen-Projekt sieht Frey als einen Schlüssel zum Erfolg, auch wenn in der Realität nicht aus jedem Radweg-Projekt bzw. jeder Parkplatz-Diskussion ein Bürgerbeteiligungsprozess werden kann.

„Radverkehr ist eine schnelle und platzsparende Möglichkeit seine Wege in der Stadt zurückzulegen. Deshalb setzen viele Landeshauptstädte in Österreich auf den Ausbau einer attraktiven und sicheren Radinfrastruktur. Fahrradstädte wie Innsbruck, Graz und Salzburg mit heute bereits mehr als 20% Radverkehrsanteil wollen diese stadtverträgliche Form der Mobilität weiter steigern, weil die positiven Wirkungen auf die lokale Wirtschaft und die Qualität des öffentlichen Straßenraums spürbar sind. Linz hat enormes Potenzial zur Steigerung des Radverkehrs und setzt mit dem Ausbau der Infrastruktur wichtige Schritte“, so Frey.

Die Stadt im Wandel

„Ein ganzer Stadtteil hat sich hier verändert. Dort wo früher die Tabakfabrik und die Landesfrauenklinik bestimmende Bauwerke waren, hat sich heute ein neues urbanes Zentrum für Wissensarbeit und eine attraktive Wohngegend für Jungfamilien entwickelt“, so Hajart. Es sei daher nur logisch, dass sich damit auch der Straßenraum verändern müsse. „Vieles geht aber nicht von heute auf morgen, sondern nur Schritt für Schritt. Letztlich wird sich das Viertel aber an vielen Ecken völlig neu präsentieren. So hat etwa der lässige Vorplatz bei der St. Severin Kirche, den wir gemeinsam mit den Linzerinnen und Linzern umsetzen wollen, das Potential zum lokalen Zentrum, zu einem Grätzl-Treffpunkt, der für mehr Lebensqualität im Stadtteil sorgt“, so der Linzer Vizebürgermeister abschließend.

Foto: PTU, H.P.

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Vizebürgermeister Mag. Martin Hajart zum Thema „Der Linzer Radhighway - Pedalritter erobern den Osten“)

Weitere Gesprächspartner*innen:
Harald Frey, Verkehrswissenschafter TU Wien
Veronika Leibetseder, Dynatrace / Global Vice President Workplace Experience
Helmut Wagner, Mitglied des Seelsorgeteams der Pfarrgemeinde St. Severin
Ulrike Würzburger, Geschäftsführerin „Verein B7 – Arbeit und Leben“

Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.

Die Veröffentlichung der Bilder ist für Medien honorarfrei, jedoch nur mit Fotonachweis. Falls nicht anders angegeben ist anzuführen: "Foto: Stadt Linz". Bei gewerblicher Nutzung bitten wir um Kontaktaufnahme.

Chatbot ELLI

ELLI, der Chatbot der Stadt!

ELLI ist digital, hilfsbereit und immer zur Stelle, wenn Antworten auf Fragen benötigt werden.

Mehr Infos