Medienservice vom: 07.10.2024

Geplanter Standort Auhof für Linzer Digitaluni IT:U nicht möglich Nach neuem Gutachten des Landes Oberösterreich

  • Direktion für Landesplanung des Amts der Oberösterreichischen Landesregierung kommt zum Ergebnis: Das geplante Bauprojekt hätte gravierende negative Auswirkungen und widerspricht einer nachhaltigen Stadtentwicklung vor allem im Hinblick auf Naturschutz und Klima in Linz.
  • Es würden sich wegen starken Hangwässern „Gefahren ergeben, die nicht abwendbar sind“. 
  • Kaltluftstrom des Grüngürtels würde vom Neubau abgeblockt.
  • Zunahme des Verkehrs würde sich unter anderem negativ auf Anrainer*innen auswirken.
  • Direktion für Landesplanung der Landesregierung fordert Prüfung von Alternativstandorten.
  • Vizebürgermeister Prammer zieht für das Bauprojekt die Notbremse: „Durch das Gutachten des Landes ist der Standort vom Tisch. Wir finden für die IT:U einen anderen guten Platz in Linz.“
  • Alternativstandort: Eigentümer der Post City am Hauptbahnhof sind gesprächsbereit.

Ein neu vorliegendes Gutachten der Direktion für Landesplanung der Oberösterreichischen Landesregierung bringt den bisher geplanten Standort der neuen Digitaluniversität IT:U in Auhof zu Fall. Das Bauprojekt hätte schädliche Folgen für das Klima in Linz und der Kaltluftstrom des Grüngürtels würde abgeblockt. Außerdem sehen die Experten des Landes unabwendbare Gefahren durch starke Hangwässer. Die Direktion für Landesplanung schließt mit der Forderung, Alternativstandorte auf bereits versiegelten Flächen zu suchen. 

Aus Sicht von Vizebürgermeister Prammer ist der Standort Auhof für die Digitaluni damit abgesagt: „Nach dem Gutachten des Landes ziehe ich bei dem Projekt die Notbremse und werde die Umwidmung des Geländes in Bauland nicht zulassen.“ 

„Unbestritten ist, dass der Klimawandel von uns Menschen verursacht wird. Daraus ergibt sich eine massive negative Beeinträchtigung unserer Lebensqualität – auch in Linz –, wie wir mit Hitzesommern und Hochwasserkatastrophen zunehmend zu spüren bekommen. Die Stellungnahme der Direktion für Landesplanung des Landes Oberösterreich zum bisher geplanten Standort der neuen Universität ist eindeutig. Das Bauprojekt am Grüngürtel in Auhof wäre für das Klima in Linz schädlich“, begründet Prammer seine Entscheidung. 

„Mir ist bewusst, dass in die Planung des Standorts Auhof bereits viel Arbeit und Herzblut von vielen Menschen geflossen sind. Aber wir müssen die vorliegende Expertise der Direktion für Landesplanung ernst nehmen. Daher hoffe ich auf das Verständnis aller Beteiligten“, so Prammer weiter. 

Wie es jetzt mit der Suche nach einem Standort weitergeht? Dazu Prammer: „Linz will die Digitaluni, denn sie ist ein wegweisendes Projekt, das Bildung und Innovation in Linz und über die Stadtgrenzen hinaus stärkt. Auch für die in Linz wachsenden Start-ups im Technologiebereich ist die IT:U ein wichtiger Faktor. Daher müssen wir jetzt schnell einen besseren Standort finden.“ 

Einer der immer wieder genannten möglichen Standorte ist die Post City am Hauptbahnhof. Dazu hat Prammer kurzfristig mit den Eigentümervertretern Kontakt aufgenommen: „Die Post City ist gesprächsbereit. Es braucht jetzt rasch ein gemeinsames Vorgehen der Stadt Linz, dem Land Oberösterreich und dem Bund, um den Weg dafür oder einen anderen Standort freizumachen. Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, dann werden wir eine gute Lösung finden“, ist Prammer zuversichtlich. 

Chronologie und Hintergründe

Im Sommer 2020 hat die österreichische Bundesregierung die Gründung einer neuen technischen Universität als Leuchtturmprojekt der Digitalisierung in Oberösterreich angekündigt. Im Juli 2022 ist ein eigenes Gesetz für das damals noch „Institute of Digital Sciences Austria (IDSA)“ genannte Projekt in Kraft getreten, im selben Jahr erfolgte auch die Vereinbarung über die Finanzierung der neuen Universität. Im entsprechenden Staatsvertrag (Vereinbarung gem. Art. 15a B-VG) zwischen der Republik Österreich und dem Land Oberösterreich wurde auch der konkrete Standort fixiert (auf beiden Ebenen von ÖVP, FPÖ und Grünen beschlossen). Vorgesehen wurde ein Areal im Grüngürtel der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz in unmittelbarer Nähe des Campus der Johannes-Kepler-Universität (JKU).

Foto: Land OÖ

Dies hatte mehrere Folgewirkungen: Zunächst begann die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) mit Planungen für die notwendigen Bauten. Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs wurde ein Projekt ausgewählt, dem man eine entsprechende Einfügung in die von Anfang an als klimatologisch sensibel eingestufte Landschaft zutraute. Seitens der Stadt wurde schließlich das Vorverfahren zu den notwendigen Umwidmungen in die Wege geleitet, geändert werden müssten sowohl der Flächenwidmungsplan als auch das Örtliche Entwicklungskonzept der Stadt. 

Im Zuge dieses Vorverfahrens kam es einerseits zu mehr als 400 Einwendungen aus der Bevölkerung, die sich überwiegend gegen die weitere Verbauung im Grüngürtel aussprachen. Andererseits wurde - wie in einem solchen Verfahren nach Oö. Raumordnungsgesetz 1994 erforderlich - auch vom Amt der oberösterreichischen Landesregierung eine Stellungnahme eingeholt. 

Prüfung der Einwendungen und Stellungnahmen sowie sich abzeichnende Schwierigkeiten in der Klimasimulation machen neue Standortfestlegung erforderlich

Die Einwendungen aus der Bevölkerung und die Stellungnahmen aus dem Amt der oberösterreichischen Landesregierung wurden in den vergangenen Wochen von Planungsreferent Prammer einer eingehenden Prüfung unterzogen. Insbesondere das Naturschutzgutachten des Landes ist drastisch ausgefallen und hat an Deutlichkeit nichts vermissen lassen.

Im Schreiben vom 12. September 2024 stellt die Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung des Amts der Oberösterreichischen Landesregierung fest, dass

  • die beantragte Umwidmung des Grünlandes „gravierende negative Auswirkungen” entsprechend dem Natur- und Landschaftsschutzgesetz hat, sowie 
  • die negativen Auswirkungen „wenig abmildbar und nicht mehr rückgängig zu machen” sind. Die Direktion für Landesplanung schreibt weiters zu den negativen Auswirkungen: „Sie bleiben dauerhaft bestehen und widersprechen einer nachhaltigen Stadtentwicklung im Hinblick auf Naturschutz, Landschaftsbild, Erholung und Klima”.  
  • Und sie stellt fest, dass die “Möglichkeit der Grundwassergenerierung verloren” geht, starke Hangwässer vorhanden sind und sich dadurch „Gefahren ergeben, die nicht abwendbar sind”, sowie sich hohe Kosten für Schutzbauten und Retentionsbecken ergeben, 
  • und sie kommt weiters zur Erkenntnis, dass der Kaltluftstrom des Grüngürtels abgeblockt wird.
  • Weniger drastisch, aber dennoch bemerkenswert ist noch der Hinweis auf die befürchteten Mehrkosten für die Regionalstadtbahn, die sich durch die Umwidmungen ergeben würden. Angesichts der wirtschaftlichen Lage und deren Auswirkungen auf das Budget des Landes stünde hier das Risiko im Raum, dass dieses wichtige und für die Umwelt ebenso bedeutsame Nahverkehrsprojekt durch diese Verteuerung verzögert werden könnte.
  • Abschließend fordert das Amt der Oberösterreichischen Landesregierung in seiner Stellungnahme „die Prüfung von Alternativstandorten” für die IT:U „auf bereits versiegelten Flächen”. 

Das Amt der oberösterreichischen Landesregierung kommt in seiner Stellungnahme also überdeutlich zum Ergebnis, dass die Errichtung der IT:U am bisher geplanten Standort Auhof gravierende negative Folgen für das Klima in Linz und damit negative Folgen für die Linzerinnen und Linzer hätte. Dieser Umstand ließ sich bei der Abwägung der Interessen nicht ignorieren. Deshalb hat Planungsreferent Prammer entschieden, dieses Verfahren nicht weiterzuführen und keinen entsprechenden Antrag auf Änderung des Flächenwidmungsplans und des Örtlichen Entwicklungskonzepts für dieses Areal in den Gemeinderat einzubringen. 

Die Veränderungen, die der Mensch in der Natur bewirkt, tragen unweigerlich und bedeutsam zum Klimawandel bei. Der Rekord an Tropennächten in diesem Jahr und die immer häufiger auftretenden Hochwasser machen deutlich, dass mit den natürlichen Ressourcen besonders sensibel umgegangen werden muss. Das bedeutet nicht, dass für notwendige, im besonderen öffentlichen Interesse gelegene Vorhaben künftig kein Platz in Linz ist, sondern lediglich, dass kreativer und unter Ausnutzung aller auf dem Stadtgebiet gelegenen Möglichkeiten vorgegangen werden soll. 

Die Stellungnahme der Direktion für Landesplanung des Landes Oberösterreich zum bisher geplanten Standort der neuen Universität zeigt eindeutig: Das Bauprojekt im Grüngürtel in Auhof wäre für das Klima in ganz Linz besonders schädlich, und deshalb sind auch aus Sicht des Landes für dieses Projekt Alternativstandorte zu prüfen. 

Vizebürgermeister Dietmar Prammer hat neben den Einwendungen aus der Bevölkerung das Naturschutzgutachten des Landes sehr ernstgenommen. Gleichzeitig ist er überzeugt, dass die Errichtung der Interdisciplinary Transformation University Austria (IT:U) für die Zukunft des Forschungs- und Wirtschaftsstandortes Oberösterreich und Linz essenziell ist. Daher wird er alles daran setzen, dass gemeinsam mit allen an dem Projekt Beteiligten rasch ein neuer Standort in Linz gefunden wird, der für die IT:U geeignet ist. Prammer ist zuversichtlich, dass - entsprechend den Forderungen des Naturschutzes - ein geeigneter Standort in Linz auf bereits versiegelten Flächen nutzbar gemacht werden kann.

Post City mögliche, aber nicht einzige Alternative

Das Areal der Post City beim Bahnhof wurde schon mehrfach als Alternativstandort genannt. Die dortigen Projektverantwortlichen zeigten sich in bisherigen Gesprächen jedenfalls offen, weshalb Prammer diese Variante gemeinsam mit den Verantwortlichen in Bund und Land als nächstes prüfen möchte.

Die Post City würde für die neue Universität und die Stadt durchaus viele Vorteile bedeuten. Die Gründe, aus denen man sich ursprünglich bewusst für den Standort in der Nähe des Johannes-Kepler-Universitätscampus entschieden hat, sind nachvollziehbar, so wurde etwa auf gewisse Synergieeffekte mit der bestehenden Uni gehofft. Diese nun schwerer zu erzeugende Synergie würde bei der Post City durch höhere Attraktivität dank der Nähe zur Innenstadt, zum Nah- und Fernreiseverkehrsknoten sowie dem besseren Gewissen ob der umweltfreundlicheren Standortentscheidung wettgemacht.

Eine Bildungseinrichtung für eine akademische Ausbildung mitten in der Stadt und nicht beim Uni-Campus in Auhof wäre außerdem kein Novum, sondern würde sich gut ins Netz der anderen akademischen Institutionen in Linz einfügen. Die oberösterreichische Landeshauptstadt beherbergt schließlich bereits jetzt mehrere Universitäten (neben der Johannes-Kepler-Universität die Katholische Privatuniversität im Norden der Stadt, die Anton-Bruckner-Privatuniversität nahe dem Urfahraner Zentrum am Pöstlingberg, die Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung direkt und die Sigmund-Freud-Privatuniversität nahe am Hauptplatz), die gerade ihr zehnjähriges Jubiläum feiernde Medizinische Fakultät, deren Campus mitten in der Stadt im Krankenhausviertel liegt, zwei Pädagogische Hochschulen (jene der Diözese am Freinberg, jene des Bundes ebenfalls stadtmittig im Kaplanhofviertel) sowie die Fachhochschule des Landes für Sozial- und Gesundheitsberufe in der Garnisonstraße.  

Weitere Standorte im Stadtgebiet, die der IT:U eine raschere Wahrnehmung als eigenständige Universität und eine ökologisch saubere Geburtsweste verschaffen würden, müssten geprüft werden. Neben der Post City käme etwa auch das ehemalige Nestle-Areal in Betracht, das ebenfalls direkt an der neu errichteten Regionalstadtbahn liegen würde und so eine unmittelbare Anbindung an die anderen Uni-Standorte hätte. Für eine Universität, die sich dem interdisziplinären Arbeiten und der gelingenden Transformation in eine weiterhin lebenswerte Zukunft verschrieben hat, ist ein Standort nahe dem Stadtgeschehen von Vorteil. Durch die besser gegebene Möglichkeit der Verknüpfung mit der Gesellschaft, der Wirtschaft, Kunst und Kultur sowie den anderen, über die Stadt verteilten akademischen Einrichtung werden die neue Universität und Linz miteinander harmonieren und voneinander profitieren können.

Auch die Expert*innen, die derzeit gemeinsam mit der Stadt Linz ein Konzept für die Linzer Innenstadt entwickeln, sprechen sich für eine Erhöhung der Präsenz von Universitäten im Stadtzentrum aus. Linz kann sich dadurch von einer Universitätsstadt zu einer Studierendenstadt entwickeln.

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Vizebürgermeister Dietmar Prammer zu „IT:U Linz – neuer Standort erforderlich“)

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