Im Vorjahr weniger Einbürgerungen in Linz Auch langfristig Stagnation feststellbar
- Allzeit-High während der Jugoslawienkrise wurde nie wieder erreicht
Im vergangenen Jahr sind 18.645 Personen nach Linz zugezogen, 15.784 Personen weggezogen. Die aktuelle Einwohner*innen-Zahl mit Hauptwohnsitz in Linz beträgt (Stand 1. März) 211.616.
Die Zunahme von knapp 2.900 Personen im Jahr 2022 hängt wesentlich mit der guten Linzer Wirtschaftslage zusammen. Klarerweise besaß insbesondere in der ersten Jahreshälfte der Ukraine-Krieg ebenso einen Einfluss. Etwa 40 Prozent des Wanderungsgewinns sind auf Vertriebene aus der Ukraine zurückzuführen.
Von den zugezogenen Personen stammten 12.633 aus dem Ausland. Die am häufigsten vertretenen Nationalitäten waren Ukraine, Rumänien, Syrien, Kroatien und Deutschland.
Die Stadtforschung Linz hat sich nicht nur mit Zu- und Wegzügen, sondern auch mit der Zahl der Einbürgerungen befasst. Laut der Auswertung der Ergebnisse der Statistik Austria wurden im vergangenen Jahr 425 Linzer*innen eingebürgert, davon 228 Männer und 197 Frauen, das sind um 13 Prozent weniger als im Jahr 2021, in dem 488 Personen eingebürgert wurden.
Die Zahl der Einbürgerungen steht allerdings nicht im direkten Zusammenhang mit dem Zuzug ausländischer Bürger*innen, da die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft nach strikten Regelungen erfolgt und im Normalfall erst viele Jahre nach der Einwanderung möglich ist.
„Bei den Linzerinnen und Linzern, die jedes Jahr eingebürgert werden, handelt es sich fast ausnahmslos um gut integrierte Mitbürger*innen, die sich hier eine Existenz aufgebaut haben. Fast 40 Prozent sind bereits in Österreich geboren und verfügen über eine gute Ausbildung. Vor allem zur Minderung des Arbeitskräftemangels in der Landeshauptstadt Linz sind kontinuierlich entsprechend ausgebildete Zuwanderer*innen erforderlich“, betont der Linzer Bürgermeister Klaus Luger.
Betrachtet man die langfristige Entwicklung, ist ein wahrer „Einbürgerungsboom“ in den Jahren 1999 bis 2005 festzustellen, als Folge des Jugoslawienkrieges Anfang der 1990er Jahre.
2006 wurde von der damaligen Regierung das Staatsbürgerschaftsgesetz reformiert, wodurch die Erlangung der Staatsbürgerschaft ab diesem Zeitpunkt schwieriger wurde. Dies wiederum führte zu einem Einbruch der jährlichen Einbürgerungszahlen, die seither rund um 500 Personen pro Jahr schwanken.
Gleichgeblieben ist bereits seit den 1980er Jahren die Altersstruktur der Eingebürgerten: rund ein Drittel sind unter 15 Jahre alt, ein Viertel 15 bis 29 Jahre, lediglich knapp 10 Prozent sind 45 Jahre oder älter.
In den 1990er und 2000er Jahren dominierten Staatsangehörigkeiten des ehemaligen Jugoslawien. In den letzten Jahren wurden immer mehr Menschen aus Asien eingebürgert.
Auch die Einbürgerungsgründe haben sich stark verändert. So ist ein Rückgang bei Ermessensentscheidungen festzustellen, verbunden mit einem Anstieg beim Rechtsanspruch.
Auch der Anteil an Eingebürgerten, die bereits in Österreich geboren wurden, ist im Anstieg. In den letzten Jahren waren rund 37 Prozent in Österreich gebürtig.
Ein knappes Drittel der Einbürgerungen entfällt auf Konventionsflüchtlinge – auch das war in früheren Jahrzehnten deutlich anders.
Einbürgerungen 2022
Die Statistik der Einbürgerungen basiert auf den Angaben aus den rechtskräftigen Bescheiden über die Verleihung der Staatsbürgerschaft der Ämter der Landesregierungen Österreichs und wird im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres durchgeführt.
425 neue Staatsbürger*innen in Linz, 13 Prozent weniger als ein Jahr zuvor
Die Einbürgerungsstatistik umfasst sowohl Einbürgerungen von in Österreich als auch von im Ausland wohnhaften Personen.
Laut den Ergebnissen der Statistik Austria wurde im Jahr 2022 an 425 Linzerinnen und Linzer die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang von 13 Prozent (2021: 488 Fälle). Auf Oberösterreichebene (+ 5,4 Prozent) und auf Österreichebene (+ 12 Prozent) sind die Einbürgerungsfälle gegenüber 2021 gestiegen.
Langfristig gesehen ist bei den Einbürgerungen in Linz eine deutliche Zunahme ab Ende der 1990er Jahre infolge der Jugoslawien-Krise festzustellen. Am Höhepunkt dieser Einbürgerungswelle wurde im Jahr 2003 an 1.875 Linzerinnen und Linzer die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Dieses Allzeit-Hoch wurde nie wieder erreicht. Danach ging die Zahl der Einbürgerungen deutlich zurück. Besonders ab dem Jahr 2006 sind auch die Auswirkungen des neuen Staatsbürgerschaftsgesetzes mit einer rigideren Vorgangsweise bei der Verleihung der Staatsbürgerschaft bemerkbar.
Unter den 425 eingebürgerten Linzer*innen befanden sich 228 Männer und 197 Frauen.
36 Prozent der Einbürgerungen des Jahres 2022 betrafen Kinder im Vorschul- bzw. Pflichtschulalter, 20 Prozent waren zwischen 15 und 29 Jahren alt und rund 36 Prozent entfielen auf 30-44-Jährige. Somit waren in rund 56 Prozent der Fälle die betroffenen Personen unter 30 Jahren, rund 92 Prozent waren sogar unter 45 Jahre alt.
Relativ ausgewogene Altersverteilung - fast keine über 60-Jährigen
Von den im Vorjahr eingebürgerten Personen waren 36 Prozent Kinder und Jugendliche bis zu 15 Jahren, 20 Prozent hatten ein Alter von 15 bis 29 Jahren, 35,5 Prozent im Alter von 3 bis 44 Jahren sowie 8 Prozent im Alter von 45 bis 59 Jahren. Nur 0,5 Prozent waren 60 Jahre und älter.
Fast 40 Prozent aus Asien
Die meisten Eingebürgerten kamen mit 37 Prozent aus Asien, gefolgt von 16 Prozent aus dem ehemaligen Jugoslawien (ohne Slowenien und Kroatien), 15 Prozent aus Afrika sowie 6,4 Prozent aus der Türkei. Nur acht Prozent der frischgebackenen Staatsbürgerinnen stammen aus EU-Ländern .
Hinsichtlich der bisherigen Staatsangehörigkeit stammten die 425 eingebürgerten Linzer*innen zudem aus 49 verschiedenen Herkunftsländern. Die häufigsten bisherigen Staatsangehörigkeiten waren dabei Syrien (59 Personen), die Russische Föderation (45 Personen), Afghanistan (43 Personen), Kosovo (31 Personen) und die Türkei (27 Personen).
Langfristige Entwicklung 1980 bis heute
Einbürgerungen nach Altersgruppen
Betrachtet man die Entwicklung der Jahrzehnte ab 1980, sticht zunächst die massive Zunahme der Anzahl an Einbürgerungen zwischen 2001 und 2010 ins Auge. Während zwischen 1981 und 1990 nur 2.316 Linzer*innen die österreichische Staatsbürgerschaft erhielten, verdoppelte sich diese Zahl zwischen 1991 und 2000 und verdoppelte sich im Jahrzehnt von 2001 bis 2010 nochmals. Zwischen 2011 und 2020 erhielten 4.448 Personen die österreichische Staatsbürgerschaft. Der markante Anstieg nach dem Jahrtausendwechsel ist in erster Linie der wachsenden Zahl jener Personen zu verdanken, die ihren Lebensort im Zuge der Jugoslawienkrise nach Österreich verlagerten.
Vor allem im industriellen Ballungsraum Linz haben Tausende Menschen aus den dort situierten Balkanlländern neue Existenzen aufgebaut. Das Alltime-High durch die Jugoslawienkrise wird in absehbarer Zeit nicht mehr übertroffen werden, auch nicht durch den Krieg in der Ukraine.
Im Durchschnitt bewegt sich die Zahl der Personen, die in Linz jährlich neu eingebürgert werden, im vergangenen Dezennium bei einem Wert von 450 neuen Staatsbürgerinnen. Ein Richtwert, der auch in den letzten beiden Jahren in etwa erreicht wurde. Auch hinsichtlich der Altersstruktur der eingebürgerten Personen ergaben sich in diesem Zeitraum keine nennenswerten Veränderungen.
Einbürgerungen nach bisheriger Staatsangehörigkeit: starke Veränderungen
Die Zusammensetzung der Einbürgerungen hinsichtlich bisheriger Staatsangehörigkeit bzw. Herkunft hat sich in den Jahrzehnten ab 1980 deutlich verändert. Während zwischen 1981 und 1990 noch mehr als die Hälfte der Einbürgerungen Personen betraf, die aus einem der heutigen 27 EU-Länder stammten, verringerte sich dieser Anteil im vorangegangenen Jahrzehnt auf rund 8 Prozent.
Asiaten sind „im Kommen“
Ein Großteil der Einbürgerungen der Jahre 2001 bis 2010 entfiel auf Bürger*innen des ehemaligen Jugoslawiens (ohne Slowenien und Kroatien). In den Jahren 2011 bis 2020 war bereits ein deutlicher Rückgang spürbar. Demgegenüber erhöhte sich der Anteil der Einbürgerungen von aus Asien stammenden Personen von rund 9 Prozent auf rund 27 Prozent. Auch der Anteil der aus Afrika stammenden eingebürgerten Personen wuchs von rund 9 Prozent auf rund 13 Prozent.
Einbürgerungen nach Einbürgerungsgrund
Gliedert man die Zahl der Einbürgerungen nach dem Einbürgerungsgrund, so hat sich im Jahrzehnt von 2011 bis 2020 eine Verschiebung hin zur Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft nach „Rechtsanspruch“ ergeben. Dies betrifft 53 Prozent der Fälle. Dazu gehört unter anderem die Verleihung der Staatsbürgerschaft nach mindestens sechsjährigem Wohnsitz in Österreich und besonders berücksichtigungswürdigen Gründen (z. B. Geburt in Österreich, EWR-Staatsangehörigkeit, Deutschkenntnisse oder asylberechtigt) sowie die Ehe mit einem*einer Österreicher*in.
In 35 Prozent der Einbürgerungsfälle kam es zur „Erstreckung der Verleihung“. Es wurde die österreichische Staatsbürgerschaft an Ehegatt*innen bzw. Kinder verliehen.
Im „Ermessen“ wurden von 2011 bis 2020 12 Prozent eingebürgert; hauptsächlich nach zehnjährigem Wohnsitz in Österreich. Auch Personen, die bereits außerordentliche Leistungen erbracht haben oder von denen solche noch zu erwarten sind, werden im besonderen Interesse der Republik „im Ermessen“ eingebürgert (z. B. Sportler*innen).
Einbürgerungen nach dem Geburtsland
Von den insgesamt 4.448 eingebürgerten Personen der Jahre 2011 bis 2020 sind rund ein Drittel in Österreich geboren, 66 Prozent im Ausland. Dies entspricht annähernd dem Verhältnis wie in den 1980er Jahren. In den einbürgerungsmäßig starken Jahrzehnten von 1991 bis 2010 entfiel in Linz etwa jeder vierte Einbürgerungsfall auf einen in Österreich geborenen Menschen.
In den Jahren 2021 und 2022 ist das Verhältnis ähnlich dem vergangenen Jahrzehnt: 37 Prozent der eingebürgerten Personen sind in Österreich geboren, 63 Prozent im Ausland.
Einbürgerungen nach dem Flüchtlingsstatus ca. ein Drittel aller Personen
Rund 34 Prozent der Linzer Einbürgerungsfälle der letzten zehn Jahre betrafen Personen, die gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention in Österreich als Flüchtling anerkannt wurden. Dieser Status beinhaltet ein dauerndes Einreise- und Aufenthaltsrecht in Österreich, im Jahrzehnt zuvor waren es im Schnitt nur 10 Prozent.
Der Trend des letzten Dezenniums setzt sich aktuell in etwa fort. In den Jahren 2021 und 2022 hatten 31 Prozent der eingebürgerten Personen den Status „Konventionsflüchtling“.
Einbürgerungsrate aktuell im Städtevergleich auf demselben Niveau
Die Einbürgerungsrate, also die Anzahl der Einbürgerungen bezogen auf die Wohnbevölkerung mit nichtösterreichischer Staatsangehörigkeit, ermöglicht den Vergleich von Regionen. In Bezug auf die anderen großen Landeshauptstädte hat Linz von 2011 bis 2021 die höchste Einbürgerungsrate zu verzeichnen. 2022 liegt sie laut vorläufigen Zahlen der Statistik Austria bei 0,7 Einbürgerungen auf 100 Personen nichtösterreichischer Staatsangehörigkeit und damit auf dem Niveau von Graz und Innsbruck sowie etwas über Salzburg.
Vergleich auf Bundesebene
Auf Bundesebene pendelte die Einbürgerungsrate von 2010 bis 2022 konstant auf niedrigem Niveau zwischen 0,6 bis 0,7. Sie beträgt damit nur noch einen Bruchteil des Höchstwertes aus dem Jahr 2003 (6,0). Zwischen den Bundesländern zeigen sich nur geringfügige Unterschiede. Im Jahr 2022 lagen die Werte zwischen 0,5 und 0,8.
Ein bemerkenswertes Ergebnis zeigt der Vergleich der Einbürgerungsraten von Linz mit den Oberösterreich- bzw. Österreichwerten. Sowohl in den Jahren 2002 bis 2006, als auch in den Jahren von 2011 bis 2017 sowie 2019 bis 2021 lag Linz spürbar über den Vergleichsregionen, 2022 genau im Bundesschnitt. Der Oberösterreichwert unterschritt in den Jahren 2017 und 2018 erstmals im Beobachtungszeitraum den Bundesdurchschnitt und liegt 2022 wie schon im Vorjahr auf demselben Niveau (0,6).
Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Bürgermeister Klaus Luger zum Thema Einbürgerungen 2022)
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