Medienservice vom: 04.05.2023 |Fotos zum Medienservice

Linz misst als erste Stadt Österreichs Ultrafeinstäube und Nanopartikel mit eigenem Messprogramm Ergebnisse sollen 2024 vorliegen

Die Linzer Luft hat sich durch viele gemeinsame Anstrengungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich immer weiter verbessert. Die Grenzwerte für Feinstaub (PM10) wurden im gesamten Jahr 2022 nur einmal überschritten, was bis vor Kurzem als kaum vorstellbar erschien. Nun geht die Stadt Linz als erste Stadt Österreichs das Thema Ultrafeinstäube und Nanopartikel mit eigenem Messprogramm aktiv an. Denn bei Thema Feinstaub in der Außenluft sind derzeit wenige Informationen über den Gehalt an Ultrafeinstäuben (UFP) und Nanopartikeln vorhanden. 

„Gerade Ultrafeinstäube und Nanopartikel haben ein großes Potenzial für Wechselwirkungen mit dem menschlichen Organismus. Ich bin deshalb sehr froh, dass wir dieses Pilotprojekt starten konnten. Ich bedanke mich ausdrücklich bei unseren engagierten Mitarbeitern*innen im Linzer Umweltressort, die sich jeden Tag für die Verbesserung der Luftqualität in Linz einsetzen und zudem Innovationen wie das neue Messprogramm auf den Weg bringen“ so Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger. 

„Dass die Qualität der Luft, die wir so selbstverständlich täglich einatmen, eine Auswirkung auf die Gesundheit der Menschen hat, ist nicht zu leugnen. Die EU-Umweltagentur geht von 240.000 frühzeitigen Todesfällen jährlich allein aufgrund hoher Feinstaubbelastungen in der EU aus. Es ist von enormer Bedeutung, die Schadstoffe in unserer Luft möglichst gering zu halten. Hier ist in den vergangenen Jahren sehr viel gelungen, wenn man sich die Langzeittestreihen vor Augen führt. Ultrafeinstaub ist wissenschaftlich noch ein sehr neues Forschungsfeld und ich freue mich, dass österreichweit in Linz erstmals Daten zu Ultrafeinstäuben erhoben werden. Nur so können auch mögliche Gegenmaßnahmen überhaupt getroffen werden“, so Umwelt- und Klimalandesrat Stefan Kaineder.

Was sind Ultrafeinstaub und Nanopartikel?

Als Ultrafeinstaub bzw. ultrafeine Partikel (UFP) werden üblicherweise Partikel in der Luft mit einem Durchmesser zwischen 1 und 100 Nanometer (nm) [Erläuterung 1 nm = 0,000 001 mm = 0,000 000 001 m] bezeichnet. Neben der PM10- und der PM2,5-Fraktion handelt es sich bei der UFP-Fraktion um die kleinsten Partikel des Feinstaubs. Diese können vom Menschen unbeabsichtigt, beispielsweise im Rahmen der Industrieproduktion, durch Feuerungsanlagen (z.B. Gebäudeheizung), durch den Verkehr oder durch die Energieerzeugung freigesetzt sowie in der Atmosphäre natürlicherweise erzeugt werden. Dann sind sie ein Teil des atmosphärischen Aerosols. UFP sind von besonderem Interesse, da sich die physikalischen und chemischen Eigenschaften sehr kleiner Partikel ändern, je kleiner sie sind. Über die chemischen Eigenschaften von UFP ist sehr wenig bekannt.
Neben UFP gibt es auch den Begriff Nanomaterial, umgangssprachlich auch „Nanopartikel“, der sich auf dieselbe Größendefinition (1–100 nm) wie für die UFP bezieht. Im Gegensatz zu UFP bezeichnen Nanomaterialien meist die künstlich hergestellten Partikel mit besonderen Materialeigenschaften. Nanomaterialien stellen einen potenziellen Gefahrstoff im Umfeld industrieller Arbeitsplätze dar, spielen aber auch für die allgemeine Belastung des Menschen eine Rolle, zum Beispiel bei der Nutzung von Kosmetika, die Nanomaterialien enthalten können.

Wie wirken ultrafeine Partikel?

Eine Studie des Universitätsklinikums Düsseldorf hat 2018 zahlreiche Forschungsergebnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen von UFP ausgewertet. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass immer noch keine konsistente Aussage über gesundheitliche Effekte von UFP möglich ist, obwohl in den letzten Jahren zahlreiche Hinweise auf Zusammenhänge zwischen einer UFP-Exposition und gesundheitlichen Effekten gezeigt wurden. 

UFP können bis in die Lungenperipherie vordringen. Daher wird angenommen, dass sie auf die Gesundheit stärker einwirken können als die größeren Partikel des Feinstaubs. In seiner Stellungnahme "Saubere Luft" stellt die deutsche Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina 2019 insbesondere zu ultrafeinen Stäuben erhöhten Forschungsbedarf hinsichtlich ihrer Erfassung, der Modellierung ihrer Ausbreitung und Wirkungen und deren Gesundheitsbelastungen fest. 

Es ist daher abzusehen, dass im Umweltbereich künftig das Thema UFP und Nanopartikel eine sehr wichtige Rolle einnehmen wird. Die WHO hat in ihrer neuen Leitlinie für Luftgüte das Thema UFP und Nanopartikel aufgenommen, Grenzwerte existieren allerdings noch nicht.

Messungen in Linz 

Ultrafeinstäube und Nanopartikel wurden bisher in keiner österreichischen Stadt kontinuierlich gemessen. Im Linzer Stadtgebiet werden nun seitens der Abteilung Umwelttechnik erste orientierende Partikelmessungen durchgeführt, um die dabei gewonnenen Ergebnisse in einem Bericht zu veröffentlichen. Aus den Ergebnissen sollen Rückschlüsse auf Verursacher wie etwa Verkehr, Hausbrand, Luftfahrt, Kraftwerke, Industrie gezogen werden können. Zusätzlich zu den erfahrenen Mitarbeiter*innen der Linzer Umwelttechnik unterstützt ein Absolvent der Fachhochschule OÖ im Rahmen eines Projektpraktikums ein Jahr lang die Abteilung und übernimmt vor allem die Betreuung der Messmittel, die mobilen Messfahrten und die Datenauswertung. Die Kosten dafür werden zu 50 Prozent vom Umweltressort des Landes OÖ im Rahmen einer Förderung übernommen.

Gestartet wurde zu Beginn des Jahres 

Begonnen wurde mit den Messungen Anfang 2023. Von der Akademie der Wissenschaft werden zudem Parallelmessungen durchgeführt. Als Indikator wird bei diesem Messprogramm nicht die Massen- sondern die Anzahlkonzentration bestimmt. Es werden größenselektierte Messwerte der Partikel von 10 nm bis 10 µm ermittelt. Dabei setzt die Linzer Umwelttechnik optische Partikelzähler (OPC) und für die Nanopartikel ein sogenanntes „Scanning Mobility Particle Sizer Spektrometer“ (SMPS) ein. Dabei werden Partikel künstlich vergrößert um diese dann optische zählen zu können. 

Es wird sowohl im städtischen Immissionsmesscontainer aber auch mobil an verschiedenen Messorten via Fahrradmessstation gemessen. Die Ergebnisse sollen im Jahr 2024 vorliegen. 

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger und Klimalandesrat Stefan Kaineder zum Messprogramm der Stadt Linz)

Weitere Gesprächspartner:
Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann, Direktor des Geschäftsbereichs Planung, Technik und Umwelt
Ing. Gerald Binder, Abteilung Umwelttechnik 
 

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