Medienservice vom: 09.05.2023 |Fotos zum Medienservice

70 Jahre Naturkundliche Station Engagierte Arbeit für ein vielseitiges und artenreiches Linz

  • Jubiläumsausstellung „EinBlick Stadtnatur – 70 Jahre Naturkundliche Station“ im Freiland des Botanischen Gartens

Die Naturkundliche Station (NaSt) mit ihren Schwerpunkten „Ökologische Grundlagenforschung“, „Naturschutzpraxis“ und „Öffentlichkeitsarbeit“ feiert heuer das 70-jährige Bestehen. Diese wichtige Institution hat ihren Sitz im Botanischen Garten, ihr Arbeitsfeld erstreckt sich jedoch über das gesamte Linzer Stadtgebiet. Anlässlich des Jubiläums findet von 13. Mai bis 1. November die Ausstellung „EinBlick Stadtnatur – 70 Jahre Naturkundliche Station“ statt. Über den ganzen Garten verteilt vermittelt die Schau Wissen zu Themen der Stadtökologie sowie der Naturschutzpraxis und stellt aktuelle Projekte der NaSt vor. Durch Informationstafeln, Quizstationen und Führungen durch die Ausstellung erhält man wertvolles Knowhow zum Naturschutz und praktische Tipps für die direkte Umsetzung im eigenen Umfeld. 

„Die Naturkundliche Station arbeitet seit 70 Jahren für eine artenreiche und vielfältige Stadt und leistet damit einen unersetzlichen Beitrag für ein lebenswertes Linz. Mit der Fachzeitschrift ÖKO.L hat sich die Einrichtung sowohl national als auch international einen Namen gemacht. Dies alles ist nur möglich, weil alle Beteiligten mit Herzblut und Engagement bei der Sache sind. Ich bedanke für diese hervorragende Arbeit zum Wohle aller und wünsche ein erfolgreiches Jubiläumsjahr“, betont Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

Plakat

Die Ausstellung „EinBlick Stadtnatur – 70 Jahre Naturkundliche Station“ präsentiert am Freigelände des Botanischen Gartens auf 16 Infotafeln und sieben Quiz-Stationen aktuelle Projekte der Naturkundlichen Station, gibt Einblicke in die Naturschätze der Landeshauptstadt und zeigt wie jede*r Einzelne die Natur im eigenen Umfeld fördern kann. Ein extra gestalteter Quizfolder, erhältlich an der Kassa, lädt zur Auseinandersetzung mit der Ausstellung ein. Die darin enthaltenen Fragen können nach Besuch der entsprechenden Station sicher leicht beantwortet werden. Die offizielle Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, 13. Mai um 14 Uhr statt. Die Schau ist bis 1. November zu sehen.

Infotafeln am Gelände verteilt:

  • EinBlick Stadtnatur - 70 Jahre Naturkundliche Station
  • Fledermäuse – heimliche Jäger der Nacht
  • Habitatbäume – wertvolle Lebensräume
  • Haselmaus & Siebenschläfer – putzige Bilche
  • Hecken – wilde Vielfalt auf Linie
  • Igel – flinker Geselle im Stachelkleid
  • Kleintierhabitat – Quartier für Eidechsen, Wildbienen & Co
  • Alle Jahre wieder – Kröten auf Wanderschaft
  • Libellen im Linzer Stadtgebiet
  • Vögel – hier piept´s „noch“
  • Wasser marsch – Trink- und Bademöglichkeiten für Vögel
  • Es ist angerichtet – das richtige Futter für Amsel, Meise, Fink & Co
  • Schmetterlinge – bunte Gaukler
  • Wildbienen – effiziente Bestäuber
  • Winter-Wasservogelzählung
  • Linzer Stadtbauernförderung

Stationen am Gelände:

  • Habitatbaum
  • Tierquartiere
  • Schmetterlinge
  •  Naturgarten
  • Wasservögel
  • Amphibien
  • Stadtbauernförderung

Zur Ausstellung finden Spezialführungen mit Informationen und Anregungen zur Naturschutzpraxis statt: jeweils donnerstags um 17 Uhr am 29. Juni, 20. Juli und 28. September.

Eine Spezialführung zur Ausstellung für Familien wird am Freitag, 15. September, um 15 Uhr, angeboten.

Aufgaben der Naturkundlichen Station

Viele Studien beweisen: Städte sind alles andere als artenarm. Mit ihren unterschiedlichen Strukturen und der Verzahnung aus bebauten Bereichen und Freiflächen bieten sie einer großen Zahl an Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Linz macht hier keine Ausnahme. Die Naturkundliche Station, hervorgegangen aus der 1953 gegründeten Mikrobiologischen Station, beschäftigt sich seit den späten 1970er Jahren mit Fragen der Stadtökologie. 

Prof. Ewald Schild leitete die Mikrobiologische Station in den 1950er Jahren. Foto: NaStProf. Ewald Schild leitete die Mikrobiologische Station in den 1950er Jahren. Foto: NaSt

Unter der Leitung von Dr. Hans Grohs kommt es in den 1960er Jahren zur Umbenen-nung in Naturkundliche Station. Foto: NaStUnter der Leitung von Dr. Hans Grohs kommt es in den 1960er Jahren zur Umbenennung in Naturkundliche Station. Foto: NaSt

Durch die Bemühungen auf dem Gebiet des klassischen Umweltschutzes und den vielfältigen Aktivitäten der Naturkundlichen Station im Bereich der Stadtökologie und des Naturschutzes konnten in der Landeshauptstadt schon viele ökologische Musterprojekte umgesetzt werden. Linz gehört auch im internationalen Vergleich zu den wenigen Städten, die eine Einrichtung besitzen, die sich speziell mit dem Themen Naturschutz und Stadtökologie beschäftigt.

Seit 2005 bildet die Naturkundliche Station mit dem Botanischen Garten eine eigene Abteilung innerhalb des Magistrats. Die Liste der Aktivitäten der Naturkundlichen Station ist überaus umfangreich und reicht von der Anbringung von Krötenschutzzäunen über aktuelle Grundlagenforschung zu Fledermäusen und Schmetterlingen bis hin zu regelmäßigen Bestandskontrollen von seltenen Tier- und Pflanzenarten sowie der Überwachung von Indikator-Organismen wie Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Dadurch ist es möglich, Veränderungen im Naturhaushalt rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu setzen. Besonders erwähnenswert sind die ökopädagogischen Führungen und Workshops durch die Mitarbeiter*innen der Naturkundlichen Station. 

Das Aushängeschild der NaSt ist die Zeitschrift ÖKO.L. Seit 1979 gibt die Naturkundliche Station diese sowohl national als auch international renommierte Zeitschrift heraus. Sie gilt als erste Adresse, wenn es um die Themen Ökologie, Natur- und Umweltschutz geht. In kurzweiliger und gut verständlicher Form präsentiert sie vierteljährlich interessante und aktuelle Artikel bekannter Wissenschaftler*innen und/oder Naturschützer*innen. Der Inhalt hat meist Regionalbezug und eröffnet somit eine spannende Sicht auf die „Natur vor der Haustür“.

Aktuelle Themenschwerpunkte

-    Linzer Krötentaxi

Um vor allem Erdkröten (Bufo bufo) und Springfröschen (Rana dalmatina) bei ihrer Wanderung zu den Laichgewässern vor dem Tod auf der Straße zu bewahren, stellt die Naturkundliche Station seit vielen Jahren „Am Langen Zaun“ und an der „Mönchgrabenstraße“ in Linz Amphibienzäune auf. Die gemeinsam mit der Stadtgruppe des Naturschutzbundes OÖ betreut werden. Die Schutzzäune fangen die Kröten und Frösche am Straßenrand ab. Die Betreuung dieser Einrichtungen ist sehr aufwändig, da die Zäune während der Wandersaison täglich kontrolliert werden. Eingesammelte Tiere werden dann direkt zu den Laichgewässern gebracht. 

Aufstellen des Krötenzauns am „Langen Zaun“. Foto: NaStAufstellen des Krötenzauns am „Langen Zaun“. Foto: NaSt

Im Dezember 2020 wurde im Schiltenbergwald im Südosten von Linz, in Nähe der Mönchgrabenstraße unter der Leitung der Naturkundlichen Station ein neues Laichgewässer für Amphibien angelegt. Der gut 85 Quadratmeter große Teich besitzt unterschiedliche Tiefen und ist somit für mehrere Amphibienarten attraktiv. Vor allem Erdkröten sollten hier ein neues Laichgewässer finden, da ihr ehemals guter Bestand in diesem Gebiet in den vergangenen Jahren stark eingebrochen war. Mittlerweile hat sich dieser Teich zum Amphibien-Hotspot entwickelt und die Bestandszahlen von Erdkröte und Grasfrosch haben sich enorm erhöht (2022: 759 Individuen, 2023: 1860 Individuen). 

Für die seltene Wechselkröte ist in diesem Bereich ebenfalls ein neues, flaches Laichgewässer angelegt worden. Auch im Linzer Industriegebiet gibt es eine Population dieser Wärme liebenden Krötenart. Sie wird auch dort durch die Schaffung von Kleingewässern gefördert. Bestehende Gewässer werden regelmäßig kontrolliert und wenn notwendig revitalisiert.

-    Lebensraum Wildnis am Segelflugplatz

Der Linzer Segelflugplatz, umgeben von Industrieanlagen, ist das letzte grüne Refugium in diesem Teil der Stadt und wertvoller Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Um diesen Bereich zu erhalten und ökologisch noch attraktiver zu machen, arbeitete die Naturkundliche Station einen Maßnahmenplan zur Lebensraumverbesserung aus. Dieses Konzept wurde 2022 mit dem 5.000 Euro dotierten „Grand Prix der Biodiversität“ des Naturschutzbundes Österreich ausgezeichnet. In enger Zusammenarbeit mit den Fliegerclubs, der Stadtgruppe des Naturschutzbundes und engagierten Ehrenamtlichen wurden mit dem Preisgeld eine Reihe von Maßnahmen wie das Anbringen von Vogelnistkästen, die Schaffung eines Wechselkrötentümpels und Fertigung von Informationstafeln umgesetzt. Darüber hinaus konnten Fledermausquartiere montiert und eine naturnahe Hecke aus heimischen Gehölzen gepflanzt werden.

Artenreiche Wiesenflächen auf dem Linzer Segelflugplatz. Foto: Gudrun FußArtenreiche Wiesenflächen auf dem Linzer Segelflugplatz. Foto: Gudrun Fuß

-    Amerikanische Mauerwespe für Oberösterreich erstmals nachgewiesen 

An einem vor zwei Jahren angelegten Amphibienteich am Linzer Segelflugplatz gelang einer Mitarbeiterin der Naturkundlichen Station der Erstnachweis der Amerikanischen Mauerwespe (Sceliphron ceamentarium) für Oberösterreich. Erst zweimal konnte die Amerikanische Mauerwespe bislang in Österreich nachgewiesen werden: Nach der ersten Sichtung im Jahr 2002 in Kärnten und einem weiteren Fund 2013 in Niederösterreich. Die solitär (einzeln) lebende Mauerwespe baut klumpenförmige Nester aus Lehm, die bis zu 25 Brutzellen enthalten und faustgroß werden können. Das Weibchen sammelt weichen Lehm mit ihren Mundwerkzeugen, formt ihn zu Ballen und baut daraus in witterungsgeschützten Bereichen ihr Nest. Zur Versorgung der Brut wird jede Zelle mit mehreren vom Weibchen gefangenen und betäubten Spinnen gefüllt, ehe ein einzelnes Ei daraufgelegt und die Zelle verschlossen wird. Zu erwarten ist, dass die Amerikanische Mauerwespe in den kommenden Jahren noch häufiger zu finden sein wird und sich in Oberösterreich weiter etablieren wird.

Erstfund der Amerikanischen Mauerwespe für Oberösterreich auf dem Linzer Segel-flugplatz. Foto: Gudrun FußErstfund der Amerikanischen Mauerwespe für Oberösterreich auf dem Linzer Segelflugplatz. Foto: Gudrun Fuß

-    Fledermäuse im Linzer Stadtgebiet – aktuelles Klimafondsprojekt

Fledermäuse gehören zu den geschützten Tierarten und spielen eine wichtige Rolle in heimischen Ökosystemen. Ihre Erforschung hat in Linz große Tradition. Bereits zweimal wurde die Fledermausfauna der Landeshauptstadt unter die Lupe genommen. Bei der zweiten Kartierung, die im Jahr 2002 erfolgte, konnten 11 Fledermausarten im Stadtgebiet nachgewiesen werden. Das aktuelle vom Klimafonds der Stadt Linz finanzierte Projekt, das in enger Kooperation zwischen NaSt und den Expert*innen der KFFÖ (Koordinationsstelle für Fledermausschutz und –forschung in Österreich) durchgeführt wird, beschäftigt sich nicht nur mit der Erhebung der Arten und ihrer Verteilung im Stadtgebiet, sondern stellt sich auch die Frage, inwieweit diese Tiergruppe von der Klimaerwärmung betroffen ist. Im Zuge der Erhebungen wird auch untersucht, ob sich Fledermäuse von Insekten ernähren, die als Überträger für Krankheiten fungieren. Mittlerweile wurden 17 der insgesamt 19 im Oberösterreich vorkommenden Fledermausarten in Linz gefunden.

Gerettete Rauhautfledermaus aus dem Linzer Bahnhofsviertel. Foto: Gudrun FußGerettete Rauhautfledermaus aus dem Linzer Bahnhofsviertel. Foto: Gudrun Fuß

-    Kleintierhabitat – Erfolgsgeschichte des ökologischen Umsetzungsprogramms

Im Rahmen des 2021 bis 2022 laufenden, über den Klimafonds der Stadt Linz finanzierten „Ökologischen Umsetzungsprojektes“ wurden eine Reihe von Maßnahmen entwickelt und gesetzt, um die städtischen Grünräume attraktiver für pflanzliche und tierische Mitbewohner und nicht zuletzt für die Linzer*innen zu machen. Ein Projekt sticht dabei besonders heraus – das Kleintierhabitat. Es lässt sich fast überall umsetzen und bringt Lebensraum für unterschiedlichste Tiere wie Eidechsen, Wildbienen, Käfer aber auch Kleinsäuger wie Igel. Unsere Siedlungsräume, ob im städtischen oder ländlichen Umfeld sind immer stärker aus- und aufgeräumt. Sogenannte „wilde Gstättn“ mit offenem Boden, Ruderalvegetation oder Altgrasbestände nehmen ab. Es braucht jedoch stabile Schlüsselhabitate, um das Überleben anspruchsvoller Kleintierarten zu ermöglichen. Kleintierhabitate aus Baumstämmen, Wurzelstöcken, Steinen und Sandflächen leisten hierzu einen wertvollen Beitrag.  

Kleintierhabitat speziell für Zauneidechsen im Schiltenbergwald Foto: Gudrun FußKleintierhabitat speziell für Zauneidechsen im Schiltenbergwald Foto: Gudrun Fuß

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger anlässlich des 70 Jahre Jubiläums der Naturkundlichen Station)

Weitere Gesprächspartner*innen:
Mag. Martin Krammer, Direktor GB Stadtgrün und Straßenbetreuung
Thomas Schiefecker, MSc, Leiter Botanischer Garten und Naturkundliche Station
Mag.a Gudrun Fuß, Ökologin Naturkundliche Station, Naturschutzsachverständige

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