Ohne Vermessung und Geoinformation läuft nichts Basisinformationen für die gesamte Stadtplanung und Nutzungsmöglichkeiten für alle Bürger*innen
- „Schlüsselfunktion” für die Stadtentwicklung von morgen
Im Neuen Rathaus der Stadt Linz kümmern sich 20 Mitarbeiter*innen der Abteilung Vermessung und Geoinformation (VGI) um das Geodatenmanagement der Stadt. Geleitet wird die Abteilung von DIin Dr.in Sylvia Krappmann. Vor allem in jüngster Vergangenheit hat sich das Aufgabengebiet der Abteilung VGI mit dem Einzug der Digitalisierung in allen Arbeitsbereichen grundlegend gewandelt. Aus der klassischen „Vermessungsarbeit“ früherer Jahrzehnte ist ein wichtiger Multidienstleister geworden, der für eine benutzerfreundliche Bereitstellung von Geoinformationen innerhalb wie außerhalb der Verwaltung sorgt.
„Das städtische Geodatenmanagement nimmt eine Schlüsselfunktion ein, die durch die Möglichkeiten der Digitalisierung enorm wichtig geworden ist. 3D-Visualisierungen, Transparenz für die Bürger*innen und die Möglichkeit, Linz und seine Bauprojekte durch einen digitalen Zwilling noch effizienter betrachten, beurteilen und planen zu können. Das sind die Grundlagen, auf denen die Stadtplanung von heute und morgen aufbaut“, betont Planungsstadtrat Dietmar Prammer.
„Das Angebot aktuell verfügbarer Geodaten bildet die Basis unserer Stadtplanung und somit für die Gestaltung der Stadt Linz. Ein modernes Geodatenmanagement stärkt zudem auch den Wirtschaftsstandort Linz und führt die Bürger*innen durch diverse öffentliche Nutzungsmöglichkeiten zu wichtigen Angeboten im Bau-, Mobilitäts- und Freizeitbereich. Die VGI ist somit ein wichtiger Wegbereiter für das serviceorientierte und innovative Linz“, schließt sich Stadtentwicklungsdirektor Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann an.
Virtuell „begehbar“ wird die Arbeit der Abteilung VGI im 3D-Stadtmodell von Linz. Nicht nur der Bestand lässt sich in verschiedenen Darstellungen betrachten, sondern auch ins Innere öffentlicher Gebäude soll sich in Zukunft blicken lassen. Zudem ist künftig geplant, große Bauprojekte immer mehr vorab schon im virtuellen Modell einzufügen. „Unsere Arbeit dient somit als wichtige Stütze für die gesamte Weiterentwicklung von Linz. Sie wird in vielen Bereichen kostenfrei auch als Open Government Data zur Nutzung für die Bürger*innen und die Wirtschaft bereitgestellt”, so Abteilungsleiterin VGI DIin Dr.in Sylvia Krappmann.
Linz in verschiedenen 3D-Darstellungen
3D-Stadtmodell Linz bringt die Stadt ins Wohnzimmer
Rund 64.000 Bauwerke sowie rund 24.500 Adressen zeigt das „Digitale Stadtmodell Linz“ in 3D. Nach einer Überarbeitung gibt es nun neue Projekte zu bestaunen, die man online abmessen kann. Ebenso sind ca. 25.000 Baummodelle und 17 markierte bzw. vordefinierte Ansichten von Linzer Sehenswürdigkeiten dreidimensional dargestellt. Das virtuelle Modell ist sowohl für die Stadtplanung eine wertvolle Hilfestellung als auch für die Bewohner*innen interessant.
Dank laufender Überarbeitung durch die Abteilung Vermessung und Geoinformation sind auch stets neue Bauwerke zu sehen, insbesondere die neue Eisenbahnbrücke und die Voestbrücke mit ihren Bypässen. Weiters können etwa der Foto-Hotspot mit dem Linz-Logo am Hauptplatz und der Enter_tainer-Container beim Rathaus in 3D erlebt werden.
Auch technisch wurde das Stadtmodell auf den neuesten Stand gebracht. So gibt es nun ein spezielles Tool zum Messen. Die Funktion ermöglicht es beispielsweise, die Koordinaten eines Punktes oder die Länge einer Linie zu erfassen bzw. die Höhe zu messen. Dazu kommen die Auswahl vordefinierter Render-Einstellungen mit stufenweiser Qualitätsanpassung und individueller Anpassung des Erscheinungsbildes sowie die Möglichkeit, in Koordinatensystemen zu agieren bzw. zu bestimmten Koordinaten zu springen. https://3d.linz.at/
Derzeit läuft auch ein noch räumlich begrenzter Testversuch mit Mesh-Modellen, die ähnlich wie bei Google Earth ein dreidimensionales Erleben von Objekten anhand von Luftbildaufnahmen ermöglichen. Ein 3D-Mesh-Modell ist eine Ansammlung von Eckpunkten, Kanten und Flächen, die zusammen ein dreidimensionales Objekt bilden. Eine Ausweitung auf das größere Stadtgebiet wird voraussichtlich mit den neuesten Orthofotos möglich werden.
In Kooperation mit der städtischen Immobiliengesellschaft ILG werden zunehmend auch 3D-Modelle von städtischen Gebäuden implementiert. Ein erstes Beispiel dafür ist die Schule Pichling: Es lässt sich hierbei bereits ins „Gebäudeinnere“ sehen, wenn man auf die Sicht der „Fußgänger*innen“ umschaltet.
3D-Modell der Volksschule Pichling
Neue Möglichkeiten für den Gestaltungsbeirat
Die Implementierung von 3D-Modellen zukünftiger Bauprojekte wäre auch für den Gestaltungsbeirat eine Möglichkeit, um Objekte digital in ihrer städtischen Umgebung ansehen und unkompliziert begutachten zu können. Ein erstes Beispiel, wie so etwas aussieht, ist das Projekt „High Five“ (Bulgaritower) von Architekten Kneidinger und Stögmüller. Im virtuellen Stadtmodell kann sich auch die Öffentlichkeit bereits den „fertigen Bau“ vorab ansehen.
Neu im 3D-Stadtmodell: „High Five” von Architekten Kneidinger und Stögmüller
Thematische Karten – webgis.linz.at
Die Stadt Linz stellt in der WebGIS-Anwendung verschiedene thematische Karten zur Verfügung. Damit ersparen sich nicht nur Architektur-, Zivilingenieur- oder Vermessungsbüros den Gang ins Neue Rathaus. Alle interessierten Bürger*innen können sich bequem und schnell von zuhause aus einen Überblick auf den öffentlich freigeschalteten Karten verschaffen.
In WebGIS können Stadtpläne, Luftbilder, Bebauungspläne, Flächenwidmungspläne und viele andere geografische Informationen angezeigt, ausgedruckt und ausgewertet werden. Auch von der Linzer Polizei wird WebGIS in verschiedenen Bereichen genutzt: etwa in der Einsatzzentrale, um vor allem einen Ort schnell aufzufinden; im Verkehrsbereich etwa zur Streckenmessung bei Unfällen und als Dokumentationshilfe; in verschiedenen anderen Stellen für Auskünfte oder um Besitzverhältnisse festzustellen (öffentliches Gut, Privateigentum) und ähnliche Informationen.
Innerhalb der Unternehmensgruppe Stadt Linz und vor allem im Magistrat werden digitale Daten über WebGIS erfasst, aufbereitet und verwaltet. Ebenso werden Daten ins System integriert, die von anderen Magistratsdienststellen erzeugt werden, wie zum Beispiel Flächenwidmungs- oder Bebauungspläne sowie das örtliche Entwicklungskonzept.
Ein weiterer Fokusliegt auf dem Solar- und Gründachpotentialkataster, der Möglichkeiten zur nachhaltigen Stadtentwicklung aufzeigt. So kann sich dort jede*r Bürger*in informieren, ob sich ihr/sein Dach für die Nutzung einer Photovoltaikanlage bzw. einer thermischen Solaranlage eignet oder ob ein Dach mit Begrünungen klimafitter gestaltet werden kann.
Solardachpotentialkataster
Weitere Anwendungen für die Bürger*innen betreffen etwa Informationen zum Bewohner*innen-Parken, über die Zuständigkeiten der Bau- und Bezirksverwaltung, die Lage von Spielplätzen, Trinkbrunnen und WC-Anlagen, den Baumkataster und die Abfallinseln der Linz AG.
Mittels WebGIS werden also vielfältige Servicebereiche der Stadt Linz abgedeckt, über die sich auch die Bürger*innen bequem von zu Hause aus informieren können.
Neben diesen sehr außenwirksamen und öffentlich wahrnehmbaren Schwerpunkten erfüllt die Abteilung VGI noch eine breite Palette an Aufgaben in den verschiedensten Anwendungsgebieten für Geodaten.
Stadtkarte und Straßenverzeichnis
Eine davon ist neben der Linzer Stadtkarte, der evidenten Grundstücks- und Projektvermessung, der Erhebung von Naturbestandsdaten sowie Orthofotos die laufende Aktualisierung und Beschilderung der Linzer Straßen bzw. Adressen. Hier geht es auch um die Vereinheitlichung von Ortstafeln, da eine gute und rasche Orientierung nicht nur den eigenen Interessen dient, sondern auch für Einsatzkräfte wie Feuerwehr, Polizei oder Ärztenotdienst für das Auffinden von Adressen in Notfällen sehr wichtig ist und Leben retten kann.
Aktuell gibt es 1.159 Linzer Straßen und 24.634 Adressen. Allein im vergangenen Jahr wurden 228 Hausnummerntafeln neu ausgegeben, ebenso 70 Straßenbezeichnungs-und Hinweistafeln, und in 5.693 Fällen wurden Hausnummerntafeln auf Einhaltung der Vorgaben kontrolliert.
Weiter wurden heuer im April im Zuge der Straßenumbenennungen auf Basis der Ergebnisse der Historikerkommission 55 Hausnummerntafeln zugestellt, neun Straßennamentafeln ausgetauscht sowie vier Straßennamen in der Linzer Stadtkarte sowie in den Geo-Datenbanken aktualisiert.
Zu den Aufgaben der VGI zählt auch die Erledigung von Vermessungsaufträgen für die Stadt Linz. So wurden im Vorjahr 250 Vermessungsaufträge erledigt. Beispiele dafür waren der Weihnachtsmarkt im Volksgarten, der Urfahrmarkt, Vermessungen beim Volkshaus Froschberg, Pläne von Kleingartenanlagen, der neue Radweg auf der Florianbahntrasse etc.
Aktuelle Neuheiten und Zukunftsperspektiven
Digitaler Zwilling
Ein aktueller Schwerpunkt der VGI sind digitale Stadtentwicklungsmethoden zur weiteren Erstellung eines „digitalen Zwillings“. Als Basis hierfür dient nicht nur das 3D-Modell der Stadt Linz. Denn das künftige, neue digitale Modell soll noch mehr Informationen erfassen und Simulationen möglich machen, etwa im Verkehrsbereich. Erste sichtbare Ergebnisse dazu werden in ein bis zwei Jahren vorliegen. Auch die Präsentation und Entwicklung neuer Bauvorhaben soll durch den digitalen Zwilling noch besser und effizienter werden.
RKV-View – digitaler Zwilling städtischer Gebäude
Das von der Stadt Linz für die Digitalisierung von städtischen Liegenschaften angewandte Managementtool „RKV-View“, ein neu entwickeltes CAFM-System (Computer-Aided-Facility-Management) zur dreidimensionalen Darstellung von Gebäuden könnte in das 3D-Stadtmodell implementiert werden. So sollen dort weitere Objekte „begehbar“ und somit auch für die Bürger*innen einsehbar sein.
Neue Luftbilder
Speziell für heuer und die nächsten Jahre haben sich die Mitarbeiter*innen der Abteilung VGI viel vorgenommen. So ist unter anderem eine neue Befliegung des gesamten Stadtgebiets geplant, denn mit aktuellen Luftbildern erhält man einen raschen Überblick über ein Stadtgebiet und eine bessere Basis für viele städtische Planungen.
In weiterer Folge (ab 2024) soll eine KI-Auswertung aus den aktuellen Luftbildern erfolgen, die eine automatisierte Landnutzungskarte erzeugen kann (neben Gebäude, Straßenraum, Grünraum und Gewässern). So kann zum Beispiel der aktuelle Stand von Photovoltaik-Anlagen erhoben werden.
(Informationsunterlage zur Pressekonferenz von Planungsstadtrat Dietmar Prammer zum Thema „Vermessung und Geoinformation – Basis für die gesamte Stadtplanung“)
Weitere Gesprächspartner*innen:
Dir. Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann, Direktor Planung, Technik und Umwelt,
DIin Dr.in Sylvia Krappmann, Leiterin der Abteilung PTU/VGI
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