Medienservice vom: 05.12.2023 |Downloads zum Medienservice

Franckviertel – Pionier für die klimaneutrale Stadt Zwei Millionen Euro für soziales Klimaprojekt im Franckviertel

  • Linz wird Pionierstadt mit Beispielswirkung 

Mit dem Beschluss des Linzer Gemeinderates für ein Klimawandel-Anpassungskonzept und der Arbeit für das Klimaneutralitätskonzept hat die Stadt Linz die Weichen in Richtung Klimatransformation gestellt. Aber nicht nur das: Linz reiht sich in die Gruppe der österreichischen „Pionierstädte“ ein und zieht gemeinsam mit anderen österreichischen Kommunen an einem Strang.  

Mit der Initiative “Pionierstadt – Partnerschaft für Klimaneutrale Städte 2030“ verpflichten sich österreichische Städte und das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) im Rahmen von Kooperationsverträgen, gemeinsam innovative Wege in Richtung Klimaneutralität zu gehen. 

Linz möchte als Pionierstadt mit dem Projekt „Linz mit Ambitio3xn“ einen signifikanten Beitrag dazu leisten. „Linz mit Ambitio3xn“ erarbeitet Lösungsbausteine für die drei Ambitionsfelder Governance, Umsetzung und Lernumgebung und adressiert die Bereiche Energie, Mobilität und Gebäude, die zusammen jährlich rund 1,4 Megatonnen zum städtischen Treibhausgasausstoß beitragen. 

Im Ambitionsfeld Governance sollen stadtplanerische Instrumente auf städtische Klimaneutralitätsziele ausgerichtet und das abteilungs- sowie organisationsübergreifende Arbeiten gefördert werden. Maßnahmen sind beispielsweise die Neugestaltung des kooperativen Planungsverfahrens und der städtebaulichen Kommission. 

Im Ambitionsfeld Umsetzung werden im Linzer Stadtteil Franckviertel wesentliche Maßnahmen zur Dekarbonisierung gesetzt. Unter Einbindung der Wohnbevölkerung wird die Entfernung der bestehenden Gasinfrastruktur und der Ausbau der Fernwärmeinfrastruktur beschleunigt. Positiver Nebeneffekt ist eine Reduzierung der bestehenden Doppelinfrastruktur. Die Mobilitätswende wird durch einen Mix aus Rad- und Fußverkehr- und öffentliche Verkehrsmaßnahmen vorangetrieben und ein Energie- und THG-Monitoring auf Quartiersebene wird realisiert. Zusätzlich werden stadtklimatologische und klimawandelanpassungsbezogene Aspekte eingebracht. Bei den Umsetzungen werden klimasoziale Perspektiven einbezogen und die Bürger*innen mit beteiligt. Das Umsetzungsquartier Franckviertel soll damit zum klimaneutralen Musterprojekt für die anderen Stadt-Quartiere in Linz werden. Darüber hinaus wird ein gesamtstädtisches Finanzierungsmodell entwickelt.

Im Ambitionsfeld Lernumgebung wird von anderen nationalen und europäischen Pionierstädten gelernt. Es werden Lösungsbausteine an Stakeholder*innen weitergegeben. Konkret werden eine Städtepartnerschaft zur Klimaneutralität angestrebt, strategische Kooperationen vertieft und die Zivilgesellschaft durch Veranstaltungen aktiviert. Die Ergebnisse aus „Linz mit Ambitio3xn“ sollen einen wesentlichen Beitrag leisten, den Weg von Linz zur Klimaneutralität zu beschleunigen und die dafür nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen gemeinsam mit dem Land OÖ und dem BMK herzustellen.

„Die Motivation von Linz als Pionierstadt auf dem Weg zur Klimaneutralität ist besonders hoch. Denn Städte spielen eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise, da sie drei Viertel der globalen CO2-Emissionen verursachen und für 78 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich sind.  In Linz, dessen Industrie derzeit noch etwa 13 Prozent des gesamtösterreichischen CO2-Ausstoßes erzeugt, ist der Hebel, der auf dem Weg zur Klimaneutralität angesetzt wird, besonders groß. Wirksame Maßnahmen lassen maximale Auswirkungen erwarten. Mit dem nunmehrigen Projekt, dessen Fokus im Franckviertel liegt, setzt Linz ein weiteres Zeichen in Richtung klimaneutraler Stadt und nimmt die Verantwortung im eigenen Wirkungsbereich glaubwürdig wahr“, betont Bürgermeister Klaus Luger „Mit der Umsetzung dieser Initiative besteht auch die Chance und die Möglichkeit eines Rollouts auf andere Stadtteile. Linz kann damit zum Modell mit Beispielswirkung für ganz Österreich werden.“

„Das Pionierstadtprojekt in Kooperation mit GWG und Linz AG ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg der Stadt Linz zur Klimaneutralität. Zusammen mit anderen Vorzeigeprojekten der Stadtplanung, wie der groß angelegten Photovoltaikoffensive, der verpflichtenden Dachbegrünung bei Neubauten und großflächigen Entsiegelungen bei Top-Projekten werden wir gemeinsam unser Ziel erreichen, klimaneutral zu werden“, betont Planungsstadtrat Stadtrat Dietmar Prammer. „Das Franckviertel erlebt schon jetzt als auch in den kommenden Jahren große städtebauliche Entwicklungen, und eignet sich mit seinem Potenzial sehr gut für das Projekt ´Linz mit Ambitio3xn´. Ein wesentlicher Inhalt des Vorhabens ist, stadtplanerische Instrumente auf das städtische Klimaneutralitätskonzept auszurichten.“

„Die LINZ AG darf sich zu den Kräften zählen, die zur grünen Transformation der Stadt Linz beitragen und diese mitgestalten. Unsere Teams arbeiten 365 Tage im Jahr intensiv an vielen Zukunftsthemen, eines davon ist die Energiewende. Ein Beispiel für viele Aktivitäten ist die Fernwärme-Offensive. Die LINZ AG hat die Stadt Linz in ihrer Entwicklung zur Fernwärmehauptstadt begleitet und bringt entsprechende Erfahrungen bei der Dekarbonisierung von Heizsystemen mit“, sagt LINZ AG-Generaldirektor DI Erich Haider, MBA. „Für eine gelingende Energiewende ist es wichtig, dass Lösungen gemeinsam erarbeitet und breit mitgetragen werden. Die im Rahmen des Projekts geplante Dekarbonisierung der Gasinfrastruktur im Franckviertel basiert auf Zusammenarbeit und Freiwilligkeit. Insbesondere die für das Projekt ganz zentrale Bürger*innen-Beteiligung wird neue Erkenntnisse bringen. Diese werden im konkreten Projekt und in den weiteren Ausbau der Fernwärme in Linz einfließen“, so Generaldirektor Haider weiter.

„Für die GWG als Unternehmen der UGL (Unternehmensgruppe Linz) zählt das Reconstructing-Projekt Wimhölzel-Hinterland zu den Meilensteinen, wenn es darum geht, Klimaneutralität mit Wohn- und Lebensqualität in Einklang zu bringen. Die Realisierung dieses großen Projektes unter Einbindung der Bewohnerinnen und Bewohner sehen wir als Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität und wird wesentliche Ansätze für neue Standards für klimaneutrale Gebäude schaffen. Als GWG bemühen wir uns bei der Arbeit an der Pionierstadt um Standards für die kommenden Neubau- und Sanierungsprojekte der Zukunft und möchten so beispielgebend für den gemeinnützigen Wohnbau werden. 

Wesentlich für einen Erfolg sehen wir die Umsetzung der erarbeiteten Standards mit höheren Investitionen auf Basis einer Finanzierbarkeit. Dafür wird es notwendig sein, Pilotprojekte unter Einbeziehung von Fördermitteln durch EU, Bund oder Land Oberösterreich zu entwickeln. Denn für eine breite Akzeptanz unter den Bewohner*innen und damit in der gesamten Breite der Gesellschaft wird der Einsatz erhöhter Fördermittel ein unverzichtbarer Teil des Weges auf dem Weg zu Klimaneutralität sein müssen. Denn die Aufwendungen für klimaneutrales Bauen werden nicht auf die Mieterinnen und Mieter (sowohl bei Neubau- als auch bei Sanierungsprojekten) umgelegt werden können, wäre dies doch mit einer zusätzlichen finanziellen Belastung der Mieter*innen verbunden.  

Neben den bereits abgeschlossenen Projekten (Sanierung Wohnanlage Dr.-Karl-Rennerhof, Wohnanlage Garnisonstraße/Planckstraße, Cremeristraße, Franckstraße 50-66, Neubau der Dr. Ernst-Koref-Wohnanlage an der Fröbelstraße, Neubau des Seniorenzentrums Liebigstraße mit Betreubarem Wohnen) stehen im Franckviertel weitere Projekte am Start: Beim großen Reconstructing-Projekt Wimhölzel-Hinterland haben bereits die Bauarbeiten für den zweiten Abschnitt begonnen, der erste Abschnitt mit 100 Wohnungen wurde im September 2023 bezogen. Die dritte und vierte Etappe befinden sich in der Phase der intensiven Vorbereitung. Ein weiteres Großprojekt im Franckviertel läuft derzeit unter dem Arbeitstitel „Gölsdorfer Quartier“. Hier erfolgt die Entwicklung mit zwei Partnern, das Projekt befindet sich derzeit in einem kooperativen Planungsverfahren für das städtebauliche Ergebnis, das bis zum Frühjahr 2024 vorliegen wird“, gibt GWG-Geschäftsführer Wolfgang Steiger einen Ausblick. 

„Der Sanierungsbedarf ist nach den bereits abgeschlossenen Sanierungen den-noch sehr hoch, weil durch die besondere Nachhaltigkeit der Sanierung von Wohngebäuden die Bewohner*innen besonders profitieren. Das umfasst zum einen eine geringere Belastung auf der Seite der Energiekosten, sobald eine thermische Sanierung der Gebäude erfolgt ist. Und zum anderen hat eine Dekarbonisierung, eine Gasfreimachung der Wohngebäude, den – unter aktuellen Entwicklungen besonders spürbaren – Effekt einer deutlich höheren Preisstabilität“, sieht Geschäftsführer Nikolaus Stadler einen wesentlichen Effekt der Dekarbonisierung.

„Das Projekt „Linz mit Ambitio3xn“ ist ein Beispiel dafür, dass die Stadt Linz in Sachen Klimaneutralität nicht nur große Ziele verfolgt, sondern auch an konkreten ambitionierten Umsetzungsprojekten arbeitet. Besonders positiv ist die organisationsübergreifende Art und Weise, wie wir das tun. Wir werden als Stadt Linz nämlich nur dann bei der klimaneutralen gemeinnützigen Quartiersentwicklung erfolgreich sein, wenn wir es schaffen, als Magistrat, LINZ AG und GWG gemeinsam voranzugehen“, erklärt der Klimakoordinator der Stadt Linz Oliver Schrot PhD.

Bis zu zwei Millionen Finanzierung durch den Bund

Bereits am 27. April 2023 hat der Linzer Stadtsenat die Teilnahme der Stadt Linz an der Ausschreibung "Pionierstadt – Partnerschaft für klimaneutrale Großstädte" des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), vertreten durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG), beschlossen. 

Mit Unterstützung und auf Initiative der Abteilung Wirtschaft, Innovation, Klimaschutz und EU (WIKE) wird nun das Projekt "Linz mit Ambitio3xn" realisiert. Es zielt auf Lösungen für Governance, Umsetzung und Lernumgebung in Bezug auf Energie, Mobilität und Gebäude ab, um den Treibhausgasausstoß zu senken und Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. 

Als Pionierstadt erhält Linz bis zu zwei Millionen Euro von der Republik Österreich zur Finanzierung des Projekts. Ein entsprechender Kooperationsvertrag stellt sicher, dass das Projekt erfolgreich umgesetzt wird. Die Projektleitung liegt bei Klimakoordinator Oliver Schrot, PhD. Das Projekt ist auf eine Laufzeit von fünf Jahren ausgelegt, mit der Option auf eine kostenneutrale Verlängerung um weitere zwei Jahre. Mit einem einstimmigen Beschluss des Gemeinderates am 21. September 2023 wurden die Voraussetzungen für die Projektumsetzung geschaffen. Diese erfolgt in Kooperation der Stadt Linz mit der GWG und der LINZ AG.

Mithilfe des Budgets werden folgende neue Stellen für das Projekt „Linz mit Ambitio3xn“ finanziert: 

  • Projektadministration und – Koordination (GB Büro Stadtregierung, Stadt Linz)
  • Synergien und Stakeholder*innen-Community zur Linzer Stadtstrategie (GB Planung, Technik und Umwelt, Stadt Linz)
  • Energie- und Treibhausgasmonitoring (GB Planung, Technik und Umwelt, Stadt Linz)
  • Projektmanager*in Quartiersumsetzung mit Fokus Gebäude (Bautechnik, GWG)
  • Projektmanager*in Quartiersumsetzung mit Fokus Energieinfrastruktur (LINZ Strom Gas Wärme GmbH, LINZ AG)

Für eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts werden zudem umfassende Eigenleistungen (personelle Ressourcen und Investitionen) der Stadt Linz, der GWG sowie der LINZ AG erbracht. 

Birgt viel Potenzial: das Linzer Franckviertel, Luftbild: PTU, H.P.Birgt viel Potenzial: das Linzer Franckviertel, Luftbild: PTU, H.P.

Das Projekt „Linz mit Ambitio3xn“ beruht auf drei Standbeinen:

  • Governance
  • Umsetzung
  • Lernumgebung 

Governance:

Die 1. Linzer Klimastrategie aus dem Jahr 2019 war der Startschuss für den Aufbau einer eigenen Klimagovernance am Magistrat der Landeshauptstadt Linz mit Schnittstellen zur Unternehmensgruppe. Seitdem werden Grundlagen und Strategiekonzepte für Klimaschutz und Klimawandelanpassung erarbeitet und bestimmte Abläufe sowie Prozesse sukzessive um Klimainhalte erweitert. 

Dazu werden auch wissenschaftliche Partner*innen miteingebunden, wie z.B. das We-gener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz, das die Ausarbeitung des gesamtstädtischen Klimaneutralitätskonzepts wissenschaftlich begleitet. 

Pionierstadt als „Schlüssel“ für klimaneutrale Quartiere 

Das große Ziel der Stadt mit dem Pionierstadtprojekt „Linz mit Ambitio3xn“ ist es, die Klimagovernance weiterzuentwickeln, um in den nächsten fünf Jahren in eine neue klimapolitische Phase mit Fokus auf Skalierung und Roll-out überzugehen. Denn, um bis spätestens 2040 Netto-Null-Emissionen erreichen zu können, wird es ein rasches klimapolitisches Vorgehen und das Erreichen von Klima-Mainstreaming benötigen. Klima-Mainstreaming bedeutet, dass bei allen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen die festgelegten Klimaneutralitätsziele systematisch berücksichtigt werden.  

Die notwendige Ausrichtung der städtischen Governance auf Klimaneutralität entsteht durch die Evaluierung von bestehenden Abläufen sowie die Rekombination von politischen Agenden und Verwaltungsinstrumenten. Es ist daher geplant, diese fünf Governance-Inhalte im Pionierstadtprojekt in Linz in Bewegung zu setzen:  

  • Weiterentwicklung der bestehenden Klimagovernance  
  • Förderung des abteilungs- und organisationsübergreifenden Arbeitens  
  • Ausrichtung städtischer Planungsinstrumente auf Klimaneutralität und -anpassung  
  • Verbesserung der Multilevel-Governance für Klimaneutralität  
  • Sicherstellung der Klimafinanzierung  

Umsetzung 

Für die Umsetzung wurde das Franckviertel ausgewählt.  Verschiedene Ansätze in der Realisierung klimaneutraler und -sozialer Quartiersentwicklung sollen damit erstmalig in Linz systematisch geplant, angewandt und evaluiert werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden in die gesamtstädtische Governance integriert und dabei fünf Zielsetzungen mit Maßnahmen verfolgt:  

  • Dekarbonisierung der bestehenden Gasinfrastruktur bzw. Reduktion der Doppelinfrastruktur durch Umstellung auf Fernwärme oder Strom 
  • Verfolgung von drei speziellen Quartiersstrategien (Planung) 
  • Aufbau eines Energie- und THG (Treibhausgas)-Monitorings 
  • Erreichung von Standards für klimaneutrale Gebäude 
  • Beiträge zur sanften Mobilität 

Bei der Umsetzung des Projekts werden klimasoziale Perspektiven einbezogen und Bürger*innenbeteiligung durchgeführt. Zudem wird ein gesamtstädtisches Finanzierungsmodell entwickelt. Das Umsetzungsquartier soll zur klimaneutralen Blaupause für andere Stadtviertel in Linz werden.

Dekarbonisierung der Gasinfrastruktur bzw. Reduktion der Doppelinfrastruktur 
Das Umsetzungsquartier Franckviertel wird derzeit von der LINZ AG mit Wärme durch Gas, Fernwärme und Strom (Doppelinfrastruktur) versorgt. Von ca. 2.677 Wohneinheiten der GWG werden noch ca. 160 mit Gas versorgt. Die aktiven Gasanschlüsse werden unterschiedlich genutzt, z.B. für Raumheizung, Warmwasserbereitung und Kochen. 

Bewusstseinsbildung

Die Gasfreimachung ist eine Herausforderung, da viele Kund*innen der LINZ AG im Franckviertel und in anderen Stadtteilen aus Überzeugung bzw. Gewohnheit auf die Versorgung mit Erdgas bestehen, besonders jene die mit Gas kochen. Diese halten viel von den Vorzügen eines Gasherdes und müssen von den Vorteilen eines Elektroherds überzeugt werden.

Konkret werden bei der Gasfreimachung drei Maßnahmenpakete realisiert: 

(a) Raumwärme (Gaskessel, Gaskombithermen, Gaskonvektoren), 
(b) Warmwasseraufbereitung (Gasdurchlauferhitzer, Gasboiler) und 
(c) Kochen (Gasherd). 

Neben dem Bestreben, die Bewohner*innen zu überzeugen, ist für die LINZ AG die Reduktion von Doppelstrukturen auch technisch eine Herausforderung:  

Bezüglich Raumwärme müssen bei Heizungen die richtigen technischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Bei der Warmwasseraufbereitung kann von Gas auf Fernwärme bzw. Strom umgestellt werden. Beim Kochen ist bei der Umstellung der Gasherde auf Strom auf hohe Anschlussleistungen zu achten und es wird ein Starkstromanschluss benötigt, der in vielen Altbestandwohnungen erst eingeleitet werden muss. 

Der Zeitplan ist ambitioniert: Im ersten und zweiten Projektjahr soll eine schrittweise Erhebung der Energieinfrastrukturänderungen samt daraus resultierender Kosten für Umrüstungen und Rückbau der Gasleitungsinfrastruktur erfolgen. Im dritten und vierten Projektjahr ist die aktive Ansprache der noch bestehenden Gaskund*innen und Kontrolle des Bestands vor Ort geplant. Anschließend werden Umstellungen durchgeführt und Gasanschlüsse rückgebaut.

Wimhölzel-Hinterland - die erste, bereits fertig gestellte Bauetappe; Foto: PTU.H.P.Wimhölzel-Hinterland - die erste, bereits fertig gestellte Bauetappe; Foto: PTU.H.P.

GWG – Wimhölzel-Hinterland 

Eine tragende Rolle bei der Projektumsetzung kommt neben der LINZ AG der gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft GWG zu. 

Drei große Projekte stehen hier im Fokus. Allen voran das Wimhölzel-Hinterland, wo bis 2028 in vier Etappen mehr als 400 Wohnungen mit klimaneutralen Gebäudestandards neu errichtet werden. Ein weiteres Gebäude befindet sich an der Ecke Franckstraße-Stieglbauernstraße mit 71 Wohnungen. Für das Objekt Gölsdorfstraße/Obachplatz mit 249 Wohnungen wird mittels eines kooperativen Planungsverfahren ebenfalls ein Reconstructing bzw. ein Neubau nach klimaneutralem Standard angestrebt.

Wimhölzel-Hinterland - 2. Bauetappe; Rendering: TransparadisoWimhölzel-Hinterland - 2. Bauetappe; Rendering: Transparadiso

Ebenfalls entscheidenden Anteil an einzusetzenden Maßnahmen hat die LINZ AG, nicht nur bei der Errichtung entsprechender Infrastruktur für die Energieversorgung in den Häusern, sondern auch bei Optimierungen der Mobilität. So werden im Franckviertel im Rahmen von „Linz mit Ambitio3xn“ zwei Schnelllade-Stationen sowie zehn mit Wall-Boxen nachgerüstete E-Lade-Standorte errichtet.

Chancen für die Stadtplanung 

Das Franckviertel zeichnet sich aktuell von einer dynamischen Entwicklung geprägt, die sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird, sowohl im Hinblick auf neue Wohnbauten als auch auf wirtschaftliche und gewerbliche Entwicklungen. Beispiele dafür sind der neue RLB-Campus, das Nestlé Areal und das „Franck Kontor“. Ziel ist es, für diese Gebiete städtebauliche Rahmenbedingungen zu erarbeiten, um proaktiv die Entwicklung zu lenken und Ziele der Klimaneutralität miteinzubeziehen.

Diese Gebiete können als Pioniere für eine neu aufgestellte städtebauliche Kommission beziehungsweise das kooperative Planungsverfahren dienen, unter direkter Miteinbeziehung des Klimabeirats der Stadt Linz und des Geschäftsbereiches Planung, Technik und Umwelt. Durch eine Festlegung eines städtebaulichen Leitfadens und von Rahmenbedingungen sollen auch übergeordnete Entwicklungs- und Mobilitätsziele in zukünftigen Entwicklungen mitgedacht und mitintegriert werden. Die Ergebnisse des Projekts im Franckviertel sollen städtische Klimaneutralitätsziele beinhalten und diese in zukünftigen Umsetzungen verankern.

Projekt Franckviertel - Modell für gesamtstädtischen Rollout

Ziel ist es, im Rahmen des Projekts „Linz mit Ambitio3xn“ Erkenntnisse zu Herausforderungen, Umrüstungskosten und Beratungen sowie erforderliche Förderungen im Gesamtblick für Linz zu erhalten. Das Potenzial für einen gesamtstädtischen Rollout ist beachtlich. Denn in Linz gibt es noch rund 15.000 gasbeheizte Wohnungen mit Gasthermen, 3.000 Gasdurchlauferhitzer und 2.000 Gasherde.  

Parallel zur Dekarbonisierung soll im Franckviertel eine Mobilitätswende durch einen Mix aus Rad-, Fußverkehr- und öffentlichen Verkehrsmaßnahmen vorangetrieben werden. Öffentliche Räume (“Dritte Orte” und Straßenzüge) sollen durch Gestaltungsmaßnahmen sowie Nutzungs- und Belebungsstrategien aufgewertet werden. 

Aufbau eines Energie- und THG-Monitorings 

Die Wirksamkeit der Umsetzungsmaßnahmen soll für Mobilität, Energieflüsse, Treibhausgasemissionen und Mikroklima durch ein umfassendes Monitoring überprüft werden.

Erreichung von Standards für klimaneutrale Gebäude 

Im Umsetzungsquartier Franckviertel sind in drei GWG-Gebäuden Sanierungsmaßnahmen und Reconstructing geplant. Dabei sollen neue Standards für klimaneutrale Gebäude inkl. städtischem Gebäudebestand mit Fokus auf gemeinnützigem Wohnbau unter Berücksichtigung des österreichweiten klimaaktiven Gebäudestandards und wissenschaftlichen Studien erreicht werden. Zusätzlich sollen Bauträger*innen zur Kreislaufwirtschaft im Wohnbau beraten und Wissen aufgebaut werden. 

Lernumgebung 

Lernen mit dem BMK und anderen Städten   

Die Stadt Linz plant als Pionierstadt eine aktive Rolle einzunehmen. Es ist geplant, für andere Städte und Gemeinden in Oberösterreich entsprechende Services und Informationen (z.B. Lösungsbausteine, Know-how und Aktivierung von Klimanetzwerken) bereitzustellen und auch verstärkt mit dem Bund zu Fragen der Klimaneutralität in den Austausch zu treten. 

Derzeit sind beispielsweise folgende Umsetzungen in der Lernumgebung geplant: 

  • Bürger*innenbeteiligung im Umsetzungsquartier Franckviertel 
  • Öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen zur Klimaneutralität in Linz 
  • Integration von Pionierstadtergebnissen in die strategischen Kooperationen mit dem Climate Change Centre Austria (CCCA) und dem Climate Lab Wien 
  • Bereitstellung von Vorstudien mit Quartiersbezug (Klimafonds der Stadt Linz) und Verwaltungslernen mit anderen Städten/Gemeinden in Oberösterreich  
  • Aufbau von Austauschformaten mit dem Land zur Klimaneutralität  
  • Direkte Konsultationen des BMK und Aufzeigen von Handlungsempfehlungen  
  • Klimastädtepartnerschaft(en) zur Klimaneutralität und Lernen auf EU-Ebene

Bürger*innenbeteiligung im Umsetzungsquartier Franckviertel   

Die Bürger*innenbeteiligung im Franckviertel zielt darauf ab, die Akzeptanz und die Mitbestimmung bei der Umsetzung von Energie- und Mobilitätsmaßnahmen zu ermöglichen sowie eine Auseinandersetzung mit Fragen zu einem guten Leben für alle in einem klimasozialen Quartier zu fördern. Hier liegt ein Schwerpunkt auf klimasozialen Inhalten, wie z.B. leistbare erneuerbare Energieversorgung, barrierefreier Zugang zur sanften Mobilität oder attraktive Grün- und Freiraumangebote. Zugleich werden klimasoziale Ansätze entwickelt, um strukturelle soziale Verhältnisse und Verbesserungspotentiale im Umsetzungsquartier Franckviertel zu erfassen. Orte dieser Lernumgebung sind unter anderem die lokalen Stadtteilzentren und Bürger*innenpanels.  

Öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen zur Klimaneutralität in Linz   

Das Projekt „Linz mit Ambitio3xn“ schließt auch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit mit ein. Im Vorfeld wurden im September 2022 bereits die Climate Action Days Linz umgesetzt. 2024 soll „Linz mit Ambitio3xn“ Teil der Climate Action Days Linz werden und ab 2025 könnten derartige Events direkt im Umsetzungsquartier Franckviertel mit ansässigen Vereinen und Initiativen veranstaltet werden. 

Am 23.11.2023 fand im Rahmen des Projekts ein Stadt-Umland-Symposium im Wissensturm Linz statt, bei dem die Stadt Linz die Umlandgemeinden und oberösterreichischen Bezirkshauptstädte zu einem Austausch zum Thema „Urbaner Weg zur Klimaneutralität: Verwaltung und Politik“ einlud. Vertreter*innen aus Altenberg, Leonding, Pasching, Perg, Vöcklabruck und Wels nahmen an dem Vortrag des Klimakoordinators und den anschließenden Workshops teil, unter anderem zu „Klimawandelanpassung und grüner Infrastruktur“ und „Klimaneutrale Verwaltung am Beispiel Linz“. 

Das Leben im Franckviertel - bereits jetzt ein begehrtes Wohngebiet - soll noch nach-haltiger gestaltet werden. Foto: PTU, H.P:Das Leben im Franckviertel - bereits jetzt ein begehrtes Wohngebiet - soll noch nachhaltiger gestaltet werden. Foto: PTU, H.P.

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Bürgermeister Klaus Luger, Planungsstadtrat Dietmar Prammer, Linz AG-Generaldirektor DI Erich Haider MBA, und GWG-Direktoren Mag. Nikolaus Stadler und Wolfgang Steiger zum Thema Franckviertel – Pionier für die klimaneutrale Stadt)

Weiterer Gesprächspartner:
Oliver Schrot PhD, MSc, Klimakoordinator der Stadt Linz 
 

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