Medienservice vom: 31.01.2024 |Downloads zur Meldung|Fotos zur Meldung

Ergebnisse der Befragung zur Lebenssituation von LGBTIQ*-Personen Mehrheit der Befragten stellt der Stadt Linz ein gutes Zeugnis aus

  • Maßnahmenpaket bestätigt. Neue Impulse für Antidiskriminierungsarbeit

Als Mitglied des weltweiten Rainbow Cities Networks bekennt sich die Stadt Linz zur Unterstützung der LGBTIQ*-Community und dazu Toleranz und Gleichbehandlung zu fördern. Auf Basis des im Gemeinderat beschlossenen LGBTIQ*-Konzepts wurde gemeinsam mit queeren Menschen und engagierten Organisationen ein umfangreiches Maßnahmenpaket erarbeitet. 

Um diese Arbeit auf ein solides Fundament zu stellen, bestehende Maßnahmen zu evaluieren und in Zukunft noch zielorientierter vorgehen zu können, wurde eine Online-Befragung der LGBTIQ*-Community zu ihrer Lebenssituation in Linz durchgeführt. Die Abteilung Stadtforschung führte dazu in Zusammenarbeit mit zehn lokalen Interessengruppen und Vereinen eine anonymisierte Erhebung durch. In Summe konnten 327 ausgefüllte Fragebögen ausgewertet werden.

„Die Ergebnisse bestätigen, dass wir mit unseren Maßnahmen am Punkt sind, denn die Mehrheit der befragten Personen beurteilen Linz als LGBTIQ*-freundliche Stadt. Dennoch führen uns die Ergebnisse der Befragung auch vor Augen, dass Gleichstellung und Akzeptanz vielfach noch nicht erreicht sind. Denn ein Großteil der Befragten, nämlich 78 Prozent, waren in ihrem Alltag schon einmal von verschiedenen Formen von Diskriminierung betroffen. Ziel unseres Engagements ist, dass Linz ein Ort ist, an dem alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität das Leben führen können, das sie sich wünschen“, fasst LGBTIQ*-Referentin Vizebürgermeisterin Tina Blöchl die Ergebnisse der Befragung zusammen.

Für viele queere Menschen sind soziale Ausgrenzung, Vorurteile und Diskriminierung Realität. Sie sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert und durch spezielle Erlebnisse geprägt. Deshalb können sie und zwar nur sie ihre Sorgen, Bedenken und Ängste wiedergeben und ihre Bedürfnisse benennen. Mit dieser Befragung ist es möglich ein realistisches Bild der Lebenssituation queerer Menschen zu erhalten und geeignete Lösungsansätze zu entwickeln. Diese Ergebnisse zeigen die Welt aus Sicht von queeren Menschen und sind daher eine Chance, Vorurteile abzubauen und Verständnis zu fördern“, erklärt Patricia Kurz-Khattab, LGBTIQ*-Koordinatorin der Stadt Linz.

LGBTIQ*-freundliches Linz

Etwa 88 Prozent der Befragten fühlen sich in Linz sehr wohl oder eher wohl. 65 Prozent schätzen Linz als LGBTIQ*-freundliche Stadt ein. Knapp zwei Drittel der Befragten sehen das Umfeld in Linz für die Community also grundsätzlich positiv.

Mit 45 gegenüber 18 Prozent sind die Befragten mehrheitlich der Meinung, dass sich die Situation der LGBTIQ*-Community in Linz in den letzten 5 Jahren eher verbessert hat. Die restlichen rund 37 Prozent sehen entweder keine Veränderung oder können es nicht beurteilen.

Große Mehrheit begrüßt Maßnahmen der Regenbogenstadt

Maßnahmen, die von der Stadt Linz in den letzten Jahren gesetzt wurden, bewerteten die Befragten mit großer Mehrheit gut. Negative Stimmen kamen nur ganz vereinzelt vor. 90 Prozent oder mehr bewerten die Beflaggung von Rathäusern und die weitere Sichtbarmachung im öffentlichen Raum – etwa mittels Regenbogenbänken, Zebrastreifen oder Ampelpärchen – als positiv. Die Einrichtung einer Ansprechstelle für LGBTIQ*-Anliegen werten 79 Prozent positiv. Auch die Mitgliedschaft der Stadt im stetig wachsenden, weltweiten Rainbow Cities Network wird von der Community bestärkt. Es zeigt sich, dass die diversen Aktivitäten innerhalb der Community jedenfalls als äußerst positiv angesehen werden.

Erfahrungen mit Diskriminierung

Fast 55 Prozent der Antwortenden wurden schon einmal aufgrund ihrer Identität, sexuellen Orientierung, Geschlechtsmerkmale oder ihres Erscheinungsbildes lächerlich gemacht, ein Drittel aller Befragten sogar mehrmals. Mehr als die Hälfte wurde aus den genannten Gründen bereits beschimpft. 43 Prozent fühlten sich im Vergleich zu anderen schlechter behandelt.

Befragt nach Gewalterfahrungen gab ein Drittel der Umfrageteilnehmer*innen an, bereits zumindest einmal psychisch unter Druck gesetzt worden zu sein. Ein Viertel aller Befragten war sexualisierten Übergriffen oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Körperlich attackiert wurden 15 Prozent. Davon erlebten 5 Prozent dies mehrmals.

Aus diesen Angaben ergibt sich, dass 78 Prozent aller Antwortenden zumindest einmal von Diskriminierung betroffen waren. Außer bei körperlichen Angriffen ist dabei durchgehend die häufigste Reaktion, diese zu ignorieren. Je schwerwiegender das Vergehen war, desto mehr Befragte wehrten sich in der Situation oder wandten sich an Freund*innen und Beratungsstellen um Hilfe. Bei körperlichen Angriffen steigt der Anteil jener, die Anzeige bei der Polizei erstattet haben auf 29 Prozent.

Öffentliches Leben

Die meisten diskriminierenden Erfahrungen erlebten die Befragten auf offener Straße. Am seltensten wurden negative Erfahrungen in der eigenen Beziehung gemacht. Nicht ganz die Hälfte der Umfrageteilnehmer*innen gab an, vorbeugend manche Gegenden oder Lokalitäten zu meiden, um nicht belästigt oder bedroht zu werden. Zum Teil wiesen die Befragten darauf hin, dass das Meiden bestimmter Orte nicht unbedingt mit dem Queer-Sein zusammenhängt

Am Arbeits- oder Ausbildungsplatz hat mehr als die Hälfte der berufstätigen oder in Ausbildung befindlichen Befragten bereits unangebrachte oder obszöne Witze erlebt. Gut ein Drittel wurde bereits einmal unfreiwillig von jemandem in der Arbeit, Schule oder Universität geoutet. Die aggressivsten Formen der Diskriminierung körperliche oder sexualisierte Aggression, Drohungen oder Sachbeschädigung kamen seltener vor, wurden aber auch von jeweils zwischen 3 und 7 Prozent der Befragten genannt. Mehr als drei Viertel der Befragungsteilnehmer*innen berichten, sie hätten nicht darüber nachgedacht, aufgrund von negativen Erfahrungen ihren Arbeitsplatz, die Schule oder das Studium zu wechseln.

Im Gesundheitsbereich wurden fast einem Viertel der Antwortenden innerhalb der letzten zwölf Monate unangebrachte Fragen zur sexuellen Orientierung bzw. Identität gestellt, wenn auch zum überwiegenden Teil nur selten. Jede*r Fünfte hat zumindest gelegentlich aus Angst vor intoleranten Reaktionen eine medizinische Behandlung vermieden.

LGBTIQ* ein Randthema in der Schulbildung

Im Hinblick auf die Schulzeit zeigt sich, dass über den gesamten Teilnehmer*innenkreis gesehen mehr als drei Viertel kaum oder gar nicht mit der Thematik konfrontiert waren. Bei 12 Prozent der Befragten wurde das Thema auf eine sachliche bzw. rein positive Art und Weise dargestellt. Der Anteil jener, die im Unterricht von LGBTIQ*-Themen gehört haben, ist von 11 Prozent in der ältesten Gruppe (über 45 Jahre) auf 30 Prozent in der jüngsten Gruppe (unter 30 Jahre) gestiegen. Die jüngeren Befragten empfanden die Behandlung des Themas im Schulunterricht häufiger positiv oder neutral, während den älteren überwiegend eine negative Haltung vermittelt wurde. Jedoch gaben auch in der jüngsten Gruppe 70 Prozent an, LGBTIQ* sei kein Thema im Unterricht gewesen.

Schlussfolgerungen

„Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass verbale und körperliche Angriffe gegen die LGBTIQ*-Community eine gesellschaftliche Realität sind. Jede*r einzelne kann Zivilcourage zeigen und dazu beitragen, dass homophobe und transphobe Übergriffe in unserer Stadt keinen Platz haben. Als City of Respect stellt sich die Stadt Linz an die Seite der LGBTIQ*-Community, um Wertschätzung und einen respektvollen Umgang miteinander zu fördern. Wir setzen daher 2024 unsere städtischen Maßnahmen fort und erarbeiten sinnvolle Ergänzungen, darunter das LGBTIQ*-Kompetenzzentrum oder neue Veranstaltungsformate“, fasst Vizebürgermeisterin Tina Blöchl zusammen.

Strukturdaten des befragten Personenkreises

Die Online-Befragung richtete sich grundsätzlich an alle Linzer*innen, die sich zur LGBTIQ*-Community zählen. Um möglichst viele Personen aus der Zielgruppe zu erreichen, wurde bei der Bewerbung auf die in Linz ansässigen Vereine gesetzt, die auch in die Erstellung des Fragebogens involviert waren. Von Juni bis August 2023 konnten so 327 ausgefüllte Fragebögen erhoben werden.

71 Prozent der Befragten wohnen in Linz, dabei sind Bewohner*innen aus allen Stadtteilen vertreten. Von den Nicht-Linzer*innen wohnen 91 Prozent in Oberösterreich, davon 33 Prozent in einer Linzer Umlandgemeinde.

Bezüglich der sexuellen Orientierung gaben 53 Prozent der Befragten an, homosexuell zu sein, 31 Prozent bi- oder pansexuell und 5 Prozent Prozent asexuell. 25 Prozent der Befragten verstehen sich als trans*, weitere 4 Prozent als inter*.

Folgende Vereine haben unter der Leitung der städtischen Koordinationsstelle LGBTIQ* an der Umfrage mitgewirkt (in alphabetischer Reigenfolge):

  • Aidshilfe Oberösterreich
  • BILY – Verein für Jugend-, Familien- und Sexualberatung
  • COURAGE* Linz
  • Eltern-Kind-Zentrum Figulystraße Regenbogenfamilien und FAmOS
  • HOSI Linz – Verein Homosexuelle Initiative Linz
  • Queere Frauen Linz
  • Trans* in Linz
  • TSC Wechselschritt Linz
  • VIMÖ – Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich
  • YOUnited – Young & Queer

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz „Ergebnisse der Befragung zur Lebenssituation von LGBTIQ*-Personen in Linz“ mit LGBTIQ*-Referentin Vizebürgermeisterin Tina Blöchl)
Weitere Gesprächspartner*innen:
Patricia Kurz-Khattab PMPH, LGBTIQ*-Koordinatorin der Stadt Linz
Mag. Thomas Standfest, Abteilungsleiter der Stadtforschung Linz

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