Pflege mit Plan Städtische Analyse zeigt stabile Altenversorgung
Die Altenpflege und -betreuung zählt zu den zentralen Zukunftsaufgaben der Stadt Linz. Eine aktuelle Auswertung der Stadtforschung Linz zeigt: Die Versorgung älterer Menschen ist auch mittelfristig sehr gut abgesichert, gleichzeitig steht die Stadt angesichts der demografischen Entwicklung und des steigenden Pflegebedarfs ab den 2030er-Jahren vor neuen Herausforderungen.
Mit rund 1.900 Pflegeheimbetten liegt Linz in der stationären Pflege über dem vom Land Oberösterreich vorgegebenen Zielwert und erfüllt die Versorgungsquote zu rund 110 Prozent. „Die Entwicklung der kommenden Dekade liegt jedoch klar auf heimersetzenden und heimverzögernden Maßnahmen, also auf all jenen Betreuungsformen, die älteren Menschen weiterhin ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen – von den mobilen Diensten über die Tageszentren bis hin zur 24-Stunden-Betreuung", so Sozialreferentin und Vizebürgermeisterin Karin Leitner.
Für eine nachhaltige Weiterentwicklung, wie beispielsweise die Entwicklung von alternativen Wohnformen, ist dabei eine enge Kooperation mit dem Land Oberösterreich entscheidend. Viel wird von der derzeit erarbeiteten „Betreuungsarchitektur 2040“ abhängen, die die künftigen Rahmenbedingungen für Pflege und Betreuung festlegt.
„Für uns als Stadt ist klar: Das Land muss jetzt konkrete Schritte setzen und die zukünftigen Rahmenbedingungen für den notwendigen Ausbau schaffen“, erklärt Vizebürgermeisterin Karin Leitner.
Mit Stand 1. Jänner 2025 befanden sich in Linz 3.319 Menschen in einer Betreuungssituation – das umfasst Personen, die mobile Dienste in Anspruch nehmen, einen Zuschuss zur 24-Stunden-Betreuung erhalten oder stationär in einem Alten- und Pflegeheim, inklusive Kurzzeitpflege, untergebracht sind. Bei einer Gesamtbevölkerung von 214.064 Linzer*innen entspricht das einem Anteil von rund 1,6 Prozent der Bevölkerung. 2.380 betreute Linzerinnen stehen 939 betreuten Linzern gegenüber.
Die Stadtforschung Linz zeigt in ihrer aktuellen Auswertung, dass ab dem 80. Lebensjahr der Betreuungsbedarf sprunghaft ansteigt. Derzeit leben in Linz 64 Menschen, die bereits 100 Jahre oder älter sind – davon 52 Frauen und 12 Männer. Noch vor zehn Jahren waren es erst 43. Auch die Gruppe der 90- bis 99-Jährigen ist mit 2.114 Personen beachtlich groß. Diese Entwicklung zeigt, dass Linz älter und langlebiger wird – und damit auch Anforderungen an eine kontinuierliche Pflege- und Betreuungsstruktur existieren.
Die Anzahl der hochbetagten Menschen (90 Jahre und älter) wird dabei bis etwa 2029 stagnieren oder sogar leicht abnehmen, danach aber sehr stark anwachsen. Dies ergibt sich durch die Alterung der sogenannten „Kriegskinder-Generation“. Da die ältesten Gruppen den größten Teil der zu pflegenden Personen ausmachen, wird dementsprechend auch der Pflegebedarf in Zukunft deutlich zunehmen.
Die Aufgabe der Stadt Linz als Regionaler Träger Sozialer Hilfe ist es, hilfs- und pflegebedürftige Menschen bedarfsgerecht zu versorgen. Wenn vorgelagerte Unterstützungsangebote – etwa mobile Dienste, Tageszentren oder 24-Stunden-Betreuung – nicht möglich oder nicht mehr ausreichend sind, erfolgt auf Basis klarer Richtlinien ehestmöglich eine Aufnahme in ein Alten- oder Pflegeheim.

Ausgangspunkt für die Prognoserechnung der Stadtforschung ist der Bevölkerungsstand zum 1.1.2025. Die Darstellung veranschaulicht nach Altersgruppen und Geschlecht aufgeteilt die Anzahl der Personen, die entweder stationär, mobil oder durch eine*n 24-Stunden-Betreuer*in versorgt werden, nach Alter und Geschlecht. Deutlich erkennbar ist mit steigendem Alter die Zunahme der Zahl derer, die auf Hilfe angewiesen sind. Quelle: Stadtforschung Linz
Nicht berücksichtigt in der Aufstellung sind betreubare, betreute und altersgerechte Wohnungen, die Senior*innen ein weitgehend selbstständiges Leben in der eigenen Wohnung ermöglichen. Mit Jänner 2025 standen in Linz 696 solcher Wohnformen zur Verfügung. Aufgrund der Vielfalt dieser Modelle und der eingeschränkten Datenlage verzichtet das Land Oberösterreich seit dem Bedarfs- und Entwicklungsplan 2015 auf konkrete Zielvorgaben in diesem Bereich.
Stationäre Pflege: Stabiler Eckpfeiler der Linzer Versorgung
Die stationäre Pflege ist ein zentraler Bestandteil der Linzer Pflegestruktur, insbesondere für Menschen mit höherem oder komplexem Pflegebedarf. In Linz stehen dafür derzeit zehn städtische Seniorenzentren mit insgesamt 1.167 Pflegeplätzen zur Verfügung. 1990 waren es 320 Plätze. Rund 1.000 Mitarbeiter*innen sind aktuell in Pflege, Betreuung und Alltagsgestaltung tätig. Ergänzt wird dieses Angebot durch sieben privat geführte Alten- und Pflegeheime im Stadtgebiet. Gemessen am Anteil der Heimbewohner*innen an der Gesamtbevölkerung erfüllt Linz aktuell rund 110 Prozent des vom Land Oberösterreich vorgegebenen Versorgungsziels. Die stationäre Versorgung ist damit derzeit gut abgesichert.
Diese Situation ist das Ergebnis langjähriger Ausbauoffensiven, insbesondere in den 1990er-Jahren sowie mit der Errichtung des Seniorenzentrums Liebigstraße im Jahr 2016, die bis heute die strukturelle Grundlage der stationären Pflege bilden. „Wir haben in Linz rechtzeitig investiert. Jetzt geht es darum, die Qualität zu sichern und das Angebot gezielt weiterzuentwickeln“, so Vizebürgermeisterin Karin Leitner.
Prognosen des Landes OÖ zeigen, dass ab etwa 2033 der Bedarf an stationären Pflegeplätzen wieder ansteigen wird. Ein klassischer Neubau weiterer Pflegeheime ist derzeit nicht vorgesehen. Stattdessen setzt die Stadt Linz mittel- und langfristig auf Zubauten, Aufstockungen und die Weiterentwicklung bestehender Standorte beispielsweise durch Integration von alternativen Wohnformen an bestehenden Standorten.
Quelle: Stadtforschung Linz
Ein Meilenstein der Weiterentwicklung ist das Modell des „Digitalen Pflegeheims“, das im Seniorenzentrum Liebigstraße entwickelt, 2024 pilotiert und 2025 in den Regelbetrieb überführt wurde. Digitale Assistenzsysteme, telemedizinische Anwendungen und optimierte Abläufe unterstützen Pflegepersonal und Bewohner*innen gleichermaßen.
„Mit dem Seniorenzentrum Liebigstraße ist es gelungen, moderne Pflege, innovative Technologie und gute Arbeitsbedingungen zusammenzudenken“, erklärt Vizebürgermeisterin Karin Leitner. Das Modell gilt mittlerweile als Beispiel über die Stadtgrenzen hinaus und bildet eine wichtige Grundlage für die weitere Qualitätsentwicklung in der stationären Pflege.

Tageszentren als Brücke zwischen den Betreuungsformen
Die Tageszentren der Stadt Linz sind ein Bestandteil der teilstationären Pflege- und Betreuungsangebote und ergänzen sowohl die mobile als auch die stationäre Versorgung. Sie richten sich an ältere Menschen mit Unterstützungsbedarf, die tagsüber Betreuung in Anspruch nehmen und weiterhin im eigenen Haushalt leben.
Das Angebot der Tageszentren umfasst Betreuung, Aktivierung, soziale Begleitung sowie Verpflegung während des Tages. Ziel ist es, die häusliche Versorgung zu stabilisieren und pflegende Angehörige zu entlasten. Tageszentren kommen insbesondere bei beginnender oder mittlerer Pflegebedürftigkeit zum Einsatz.
In der Linzer Pflegestruktur sind die Tageszentren organisatorisch in das bestehende Betreuungsnetz eingebunden und stehen in engem Zusammenhang mit mobilen Diensten sowie stationären Einrichtungen. Sie übernehmen damit eine vermittelnde Funktion zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.
Mobile Dienste - Pflege dort, wo Menschen leben
Die mobilen Pflege- und Betreuungsdienste umfassen die Altenfachbetreuung, die Heimhilfe sowie Angebote zur Entlastung pflegender Angehöriger wie Essen auf Rädern. Sie ermöglichen es vielen Menschen, trotz Pflegebedarfs in den eigenen vier Wänden betreut zu werden.
Der Verbleib im eigenen Zuhause gilt international als zentrales Ziel moderner Pflegepolitik. Mobile Dienste tragen zur Stabilisierung der Versorgung bei und entlasten stationäre Einrichtungen.
Die Vizebürgermeisterin unterstreicht deren Bedeutung: „Die mobilen Dienste sind ein zentraler Bestandteil moderner Pflege. Der dringend notwendige Ausbau der mobilen Pflege in Linz scheitert derzeit nicht am fehlenden Bedarf und auch nicht am Engagement der Stadt, sondern am derzeit bestehenden Personalmangel.“
Das Versorgungsangebot wird durch die städtischen Sozialberatungsstellen-Kompass gesteuert. Dort erfahren Pflegebedürftige und deren Angehörige Rat und Unterstützung. Dieses Angebot wird durch die präventive Arbeit der Community Nurses der Stadt Linz abgerundet.
Ergänzender Baustein 24-Stunden-Betreuung
Die sogenannte „24-Stunden-Betreuung“ – also die überwiegend privat finanzierte Betreuung im eigenen Haushalt – ist ein wichtiger Baustein der Versorgungslandschaft. Dieses Modell ermöglicht es, auch bei Pflegebedürftigkeit in der vertrauten Umgebung zu bleiben, und gilt vielfach als individueller als eine stationäre Betreuung. Besonders geschätzt wird dabei die persönliche Nähe zwischen Betreuungsperson und Klient*in sowie die flexible Gestaltung des Alltags.
Um dieses Angebot für einen größeren Nutzerkreis zugänglich zu machen, bedarf es einer zusätzlichen Landesförderung, wie sie bereits in anderen Bundesländern erfolgreich praktiziert wird.

Für viele Familien ist die 24-Stunden-Betreuung daher eine wichtige Ergänzung zum bestehenden städtischen Betreuungsnetz – sie entlastet die stationären Einrichtungen und verzögert oft den Eintritt in eine Heimbetreuung.
Pflege gemeinsam weiterdenken
Angesichts der Knappheit an Fachkräften in Pflege- und Betreuungsberufen sowie an Bauland im Stadtgebiet soll die Neuerrichtung eines klassischen Alten- und Pflegeheims so lange wie möglich vermieden werden. Stattdessen setzt die Stadt auf behutsame, schrittweise Erweiterungen bestehender Standorte – etwa durch Aufstockungen, An- und Zubauten.
Der Fokus der städtischen Sozialplanung liegt in den kommenden Jahren daher klar auf heimersetzenden und heimverzögernden Maßnahmen:
- alternative Wohnformen,
- rehabilitative Kurzzeitpflege sowie
- Förderung und Weiterentwicklung der 24-Stunden-Betreuung.
Ziel ist es, älteren Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in vertrauter Umgebung zu ermöglichen. Dafür braucht es eine enge Kooperation mit dem Land Oberösterreich. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass Fortschritte in der Seniorenhilfe besonders dann gelingen, wenn das Land gemeinsam mit den Regionalen Trägern – wie der Stadt Linz – eine zentrale Rolle in Planung, Organisation und Finanzierung einnimmt und sich an der Finanzierung beteiligt.
Wesentliche Rahmenbedingungen müssen in der derzeit vom Land erarbeiteten 'Betreuungsarchitektur 2040’ festgelegt werden, deren Erarbeitung Anfang 2025 gestartet ist. Diese neue Strategie soll die Zukunft der Pflege- und Betreuungslandschaft in Oberösterreich definieren – auch für Linz. „Für uns als Stadt ist klar: Konkrete Schritte des Landes müssen hier zeitnah folgen, um rechtzeitig die Zukunft der Altenpflege planen zu können. Dafür müssen vom Land Oberösterreich insbesondere die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen werden“, so Vizebürgermeisterin Karin Leitner.
(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Vizebürgermeisterin Karin Leitner)