Masterplan Gehen: Schritt für Schritt zur fußgängerfreundlichen Stadt

Fußverkehr als wichtige Fortbewegungsart

Zufußgehen ist die wohl ursprünglichste Art der Fortbewegung, die uns von klein auf bis ins hohe Alter begleitet. Im Alltag legen wir verschiedenste Fußwege zurück, wie das Umsteigen bei den Öffis, das Erledigen von Einkäufen, den Schulweg, von der Haltestelle zum Arbeitsplatz und viele andere. Gehen als Form der sanften Mobilität ist dabei sozial gerecht und umweltverträglich. Besonders Kinder und Jugendliche, ältere Personen, sowie Personen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sind auf gute Bedingungen für das Zufußgehen angewiesen.

Die Stadt Linz hat sich deshalb mit dem Masterplan Gehen dazu entschlossen ein umfassendes Konzept auszuarbeiten, wie der Fußverkehr in den nächsten Jahren für das Stadtgebiet gestaltet werden soll. Der dadurch entstandene konzeptionelle Rahmen dient als Voraussetzung für die bundesweite Förderung von Fußverkehr durch klimaaktiv mobil.

Der Beschluss des Masterplan Gehen durch den Linzer Gemeinderat erfolgte im Juni 2025.

Ausarbeitung Masterplan Gehen

Die Erstellung des Masterplan Gehen erfolgte in Begleitung durch ein externes Planungsbüro. Die Grundlage bildete eine Analyse verschiedener Themenbereiche wie Mobilitätskennzahlen (Modal Splits, Weglängenverteilung, Mobilitätsstatistik), demografische Daten (Bevölkerungsdichte, Altersstruktur) und klimatische Rahmenbedingungen (Stadtklimaanalyse, Risikokarten Hitze).

Die Mobilitätserhebung der letzten 10 Jahre zeigt dabei für die Stadt Linz eine Zunahme des Fußverkehrs auf aktuell 25,7% bei einer gleichzeitigen Abnahme des Autoverkehrs auf 42,1% (2022). Besonders bei Wegen zur Schule oder zum Einkaufen ist hier ein starkes Wachstum des Fuß- und Radverkehrs zu beobachten.

Auch bei der Länge der Wege zeigt sich ein hohes Potential für Linz, da 39% der zurückgelegten Wege kürzer als 2,5km sind und damit weitere Steigerungen beim Fußverkehr ermöglicht. Ein Blick auf die Altersstruktur der Bevölkerung macht die Wichtigkeit des Zufußgehens ebenfalls deutlich, da insbesondere bei den jungen (0 bis 19-Jährige) und älteren Personengruppen (über 65-Jährige) von einem stärkeren Anstieg bis 2040 auszugehen ist. Das bringt zusätzlich hohe Anforderungen an Sicherheit und Barrierefreiheit für die weitere Entwicklung der Fußwegeinfrastruktur.

Die Beurteilung der aktuellen Infrastruktur wurde anhand von Daten der Graphenintegrations-Plattform (GIP) durchgeführt. Ein wichtiges Instrument war dabei die Berechnung der Gehsteigbreiten anhand von GIP- und Vermessungsdaten der Stadt Linz, durch die für einen Großteil des Stadtgebietes eine Auswertung des Bestandes durchgeführt werden konnte.

Eingebettet in bestehende Strategien

Der Masterplan Gehen berücksichtigt bestehende Strategien für das Linzer Stadtgebiet die eine Schnittmenge mit dem Mobilitätsbereich aufweisen (Mobilitätskonzept Linz 2040 „Auf die Plätze fertig Linz“, Klimaanpassungskonzept „Zukunft Linz“, Klimaneutralitätskonzept "Klimaneutrale Industriestadt Linz 2040") sowie räumlich übergeordneten Konzepte (Mobilitätsleitbild für die Region „Kumm steig um“, Masterplan Gehen Österreich, Langfriststrategie 2050 Österreich). Gemeinsam mit der Fahrradstrategie bildet der Masterplan Gehen damit die Grundlage für eine zukunftsfähige aktive Mobilität.

Umfangreiche Beteiligung

Um einen möglichst vielseitigen Blick auf die Anforderungen des Fußverkehrs in Linz zu haben, erfolgte ein dreistufiger Beteiligungsprozess.

Im ersten Schritt fand ein Austausch zwischen den Fachabteilungen der Linzer Stadtverwaltung mit Schnittmengen zum Fußverkehr statt wie Stadtplanung, Stadtklimatologie, Koordinationsstelle für Menschen mit Behinderung, Projektleitung Innenstadtkonzept, Stadtgrün- und Straßenbetreuung, Gebäudemanagement und Tiefbau, Frauenbüro, Kinder- und Jugendservices und Vertreter*innen der Stadtteilzentren.

Ein weiterer Workshop erfolgte danach mit Vertreter*innen verschiedenster Interessengruppen. Zu diesen zählen Vereine für Personen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung, Wirtschaftskammer OÖ, Seniorenzentren Linz, Regionalmanagement OÖ, Klimabündnis OÖ, Linz zu Fuß oder Radlobby Linz.

Abschließend wurde ein Workshop abgehalten, bei denen sich Vertreter*innen der verschiedenen politischen Parteien mit dem Schwerpunkt Zufußgehen in Linz auseinandersetzten.

Ergebnisse

Ziele und Handlungsfelder

Aus den bestehenden Strategiepapieren und den Ergebnissen der Workshops wurden vier allgemeine Ziele mit insgesamt zwölf Handlungsfeldern für das Zufußgehen in Linz abgeleitet. Für diese Ziele wurden Indikatoren bis 2040 festgelegt, um eine kontinuierliche Überprüfung zu ermöglichen.

  • Sichere Querung und Fortbewegung
  • Hohes subjektives Sicherheitsempfinden im öffentlichen Raum
  • Barriere- und hindernisfreier öffentlicher Raum

  • Engmaschiges Fußwegenetz
  • Gestärkte lokale Zentren
  • Komfortable Fußverkehrsinfrastruktur

  • Attraktive Straßen und Plätze
  • Klimaresiliente Gestaltung des öffentlichen Raums

  • Bewusstseinsbildung
  • Mobilitätsmanagement
  • Beteiligung und Information
  • Fachübergreifende Koordination der Planungsprozesse

Planungsgrundlagen und Maßnahmen

Für die zukünftige Entwicklung des Fußverkehrs wurden Zielnetze, konkrete Maßnahmen und Leitprojekte definiert, die die stetige Attraktivierung des Zufußgehens vorantreiben.

Aus den zusammengeführten Erkenntnissen wurde ein Soll-Fußwegenetz für Linz ausgearbeitet, dass sich in ein Haupt- und ein Ergänzungsfußwegenetz gliedert und damit die zukünftige strategische Planungsgrundlage für den Fußverkehr darstellt. Das Hauptnetz ermöglicht schnelle kurze Wege, ist Bindeglied zwischen den Stadtteilen und orientiert sich an wichtigen Einrichtungen sowie Achsen des öffentlichen Verkehrs. Das Ergänzungswegenetz erschließt weitere Bereich innerhalb der Stadtteile und ermöglicht etwa das Erreichen von Naherholungsgebieten.

Im Zuge des Masterplans wurden bestehende Problemfelder aus Unfallstatistiken, Schulwegplänen und Erhebungen des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ), dem Meldesystem „Schau auf Linz“, sowie Erkenntnisse aus dem Beteiligungsprozess zusammengetragen. Für die dabei erhobenen Schwachstellen wurden dann 280 Umsetzungsmaßnahmen an konkreten Standorten festgelegt. Häufige Schwachstellen sind hier fehlende Querungsmöglichkeiten oder zu enge Gehsteige. Von Überhitzung sind besonders Stadtteile im Zentrum betroffen wo Anpassungsmaßnahmen wie Beschattung, Begrünung oder der Zugang zu Wasser definiert wurden.

Mit sieben Leitprojekten wurden kurz- und mittelfristige Umsetzungen festgelegt, die von besonders strategischer Bedeutung für die Förderung des Fußverkehrs in Linz sind. Diese beinhalten fünf Projekte und zwei übergeordnete Konzepte mit denen neue Wege für den Fußverkehr beschritten werden sollen:

  1. Hauptplatz / Domgasse / Klosterstraße
  2. Hafenstraße / Gallanderstraße
  3. Südliche Landstraße und Achse Martin-Luther-Platz
  4. Hinsenkampplatz und Hauptstraße
  5. Lonstorferplatz/ Ebenhochstraße und Freytagstraße
  6. Möblierungskonzept
  7. Fußgängerleitsystem für die Linzer Innenstadt

Masterplan Gehen Linz (ohne Anhang) (PDF | 12,40 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 01 Ist-Fußwegenetz (PDF | 11,03 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 02 Gehsteigbreite Bestand (PDF | 10,64 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 03 Gehsteigbreiten Durchschnitt Bestand (PDF | 11,11 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 04 Höchstgeschwindigkeit (PDF | 10,86 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 05 Wunschliniennetz (PDF | 10,44 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 06 Barrieren (PDF | 11,44 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 07 Schwachstellen (PDF | 14,67 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 08 Fokusräume (PDF | 11,21 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 09 Fokusräume Gehsteigbreiten (PDF | 10,80 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 10 Ziele, Handlungsfelder, Maßnahmen und Indikatoren (PDF | 29 KB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 11 Soll-Fußwegenetz (PDF | 11,34 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 12 Umsetzungsstandorte (PDF | 14,84 MB)

Masterplan Gehen Linz - Anhang 13 Liste Maßnahmen (PDF | 201 KB)

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